Suicide Inside – Homicide
Das Zweitprojekt von Natasha und Alexey Protasov schickt sich an zur eigenen Hauptformation Ambassador21 aufzuschließen. Mir gefällt Suicide Inside in Wahrheit sogar jetzt schon besser, weil die Musik die unter diesem Namen veröffentlicht wird, ausdifferenzierter und weniger brachial klingt. Natürlich werden auf ‚Homicide‘ weder vorsätzlich Gefangene gemacht noch geht es heiter und harmonisch zu. Die Scheibe ist bedrückend und kraftvoll zugleich.
Aber neben den bekannt heftigen Breakcore-Strecken finden sich orchestrale Passagen (der Opener ‚Goodbye My Love‘ kommt gar schleichend daher und entwickelt sich zu einem Crescendo aus Verzerrung und Zersetzung), man spielt mit Acid-House Elementen oder wandelt auf Soundtrackähnlichen Pfaden. Geniale Samples aus Filmen, wie man sie Anfang der Neunziger in der Industrial und EBM-Szene geschätzt hat bringen an vielen Stellen den besonderen Kick. Natashas schneidene Stimme schreit sich ihren Weg durch Chaos und Zerstörung. Die Texte sind, wie gewohnt, eine Mischung aus Russisch und Englisch, wobei letzteres auch irgendetwas anderes sein könnte, da man höchstens nur jedes fünfte Wort versteht. Das sie sich jedoch um heile Welt und hohe Berge drehen darf wohl bezweifelt werden und die Samples geben den Tenor der Themen ziemlich deutlich vor. Warum heißt das Album noch mal ‚Homicide‘?
Wer die obligatorische Bonus-Track Version (hier auch ‚Genocide‘ genannt) gleich mit erwirbt erhält noch 16 Remixe dazu, die zum Teil von illustren Gestalten wie Implant, Kant Kino oder Aiboforcen gebastelt wurden. Den Bonus sollte man sich wegen der guten Ideen, die in den neuen Versionen stecken sowie deren technisch hochwertige Umsetzung in jedem Fall gönnen.
‚Homicide‘ ist die bisher beste Scheibe der Weißrussen. Man erkennt im Gegensatz zu den meisten Ambassador21-Stücken einen roten Faden und verabreicht dabei trotzdem die nötige Portion Anarchie und Zerfahrenheit. Spannend, mitreißend und beklemmend zugleich!
