Polly Scattergood – In This Moment
Ganze, lange sieben Jahre ist es schon wieder her, das wir uns über einen Longplayer von Polly Scattergood freuen konnten. In diese Zeit fiel unter anderem die Geburt ihres ersten Kindes, welches sich natürlich textlich auch auf dem 2020er-Werk wieder findet.
„Arrows“ klang seinerzeit sehr dicht und elektronisch, bisweilen sogar poppig.
Auf „In This Moment“ hat Scattergood ein bißchen am Sound geschraubt, ist aber sofort wieder zu erkennen.
Die Britin liebt den breiten und bassbetonten Sound. Mit ihrer glasklaren Stimme bildet sie den perfekten Gegenpol. Ihre Texte haucht sie dahin, und klingt dabei genau so zerbrechlich und verzaubert wie auf den Vorgängeralben.
Den Unterbau bildet diesmal allerdings ganz klar das Piano. Als Dreh- und Angelpunkt findet es sich auf allen Songs als Taktgeber und Motor. Die Stücke auf diesem Album orientieren sich nun nicht mehr in Richtung Dancefloor und neuer elektronischer Spielereien. Vielmehr umwabern die synthetischen Klänge die Pianostrukturen in esoterischer und verzauberter Art und Weise, wirbeln wie Echos oder ein angenehmer Sommerregen um sie herum.
Im Ergebnis ist „In This Moment“ ein sehr warmes und cineastisches Album geworden, das seine unterschwellige Fragilität in positive Schwingungen versetzen kann.
So klingen die balladesken Stücke wie „Clouds“ oder „Avalanche“ wie Alles-wird-gut- Gutenacht-Geschichten, während das geflüsterte „Pearl“ sehr intim klingt und leider nach nur zweieinhalb Minuten schon wieder vorbei ist.
Die Stimmung wird schwärzer, wenn sich Scattergood gebetsartig rhythmisch durch das Stück „Sphere“ arbeitet. Hier ergänzen sich Piano und Percussion zu einem bedrohlichen, Kriegstanz-ähnlichem Gebräu.
Das Titelstück klingt mit den spoken words wie eine Hommage an Anne Clark und zementiert sich mit einem rockigen Grundgerüst nach Art von Tori Amos. Ein tolles Stück, zu dem es auf den zwei Remixscheiben druckvolle, alternative Versionen gibt. Dort findet man ebenfalls das sich bis zum Ende mantramäßig steigernde „Red“ in mehreren Versionen.
Das eingängigste Stück ist wohl “The End Was Glorious“. Über ein sich dahin wälzendes, rollendes Schlagzeug breitet die Protagonistin einen märchenhaften Kehrreim aus.
Das letzte Stück der Scheibe „Anchor“ überrascht dann noch einmal als, fast schon etwas schwermütige Folknummer, nach bester Singer-Songwriter Manier.
Es ist schön zu hören, das Polly Scattergood an ihrem eigenen Klang weitergearbeitet hat, statt sich weiterhin zu sehr von Strömungen wie Dancefloor leiten zu lassen. Wenn die Originalnummer in Remixen aufgemischt werden, ist das völlig in Ordnung, den besonderen Reiz entfalten sie allerdings im Urformat.
„In This Moment“ ist ein ruhiges Werk zwischen Ambient und Pop und wird nicht nur aufgrund seiner druckvollen und warmen Produktion lange Freude machen.
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