Kant Kino – Father Worked In Industry

Oldschool EBM ist tot. Junge Bands, die die Blütezeit dieser Musikrichtung nicht aktiv erlebt haben und nun versuchen auf dieser Welle zu schwimmen wirken allesamt adaptiert, armselig und oft unfreiwillig komisch.
Die Urväter des EBM haben sich, so sie denn noch existieren, umorientiert und klingen heute elektronisch vollflächiger oder rockiger. Wenn das Urgestein Dirk Ivens mit Absolute Body Control heute EBM spielt ist das authentisch und über jeden Zweifel erhaben, ansonsten pflege ich aber beharrlich meine Vorbehalte gegenüber der Retro Welle. Auch wenn Kant Kino mit ihrem zweiten Album versuchen eine moderne Version der Stilrichtung zu kreieren indem sie Techno Elemente und andere aktuelle Klangstrukturen einstreuen klingt mir das insgesamt einfach zu sehr nach Neunziger. Der meist harsche Gesang wird schnell nervig und klingt austauschbar und den Gastauftritt von Claus Larsen (Lætherstrip), der das Album auch produzierte, bei ‚Warm Leætherette‘ hätten sich die Norweger schlichtweg sparen können, dieses Cover ist einfach nur ärgerlich und ätzend.
Schade eigentlich, denn Kant Kino haben durchaus Potential. Es finden sich gute Samples und die Fähigkeit hochwertige Songs zu schreiben haben sie auch. Das zeigt sich besonders in dem vielschichtigen Titelsong, in dem als Hommage an Solitary Experiments anmutenden ‚Freezing‘ oder auch bei ‚My Game‘. Besonders beeindruckend ist das von Hanne Haugsand gesungene ‚My Sweetest Crime‘. Dieses Stück besitzt die Art von Ausstrahlung und Anmut die dem Album als Ganzes leider abgeht. Da ändert das musikalisch so anspruchsvolle wie textlich amüsante ‚Ich Liebe Katharina Witt‘ auch nicht mehr viel und es bleibt zu hoffen das Kant Kino sich in zukünftig darüber klar werden wohin die Reise gehen soll. So bleibt ‚Father Worked In Industry‘ in meinen Augen bzw. Ohren nur eine Test-Etappe zum Ziel der eigenen Identität.

http://www.kantkino.no/
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