Album-RezensionMusik

VNV Nation – Of Faith, Power And Glory

Nach den beiden mit Szene-Hits vollgepackten Album ‚Empires‘ und der überaus erfolgreichen ‚Futureperfect‘-Tour erschien nach einigen Terminverschiebungen Album gleichen Titels. VNV Nation haben einen kometenhaften Aufstieg in die erste Riege der EBM-Strategen hinter sich und schufen mit ihrer wirklich eigenen Art den Begriff des Future-Pops. Mit Ihrer Live-DVD ‚Pastperfect‘ erschufen Sie ein absolutes Highlight. Begonnen hat Mastermind Ronan Harris mit stampfenden und wummernden Beats und sehr pathetischen Texten. Alben wie ‚Praise The Fallen‘ ließen die Clubs aufhorchen. Doch VNV Nation entwickelte sich weiter und veröffentlichte 2005 das von den Fans kontrovers diskutierte Album ‚Matter And Form‘, das vielen zu gutgelaunt und flach vorkam, aber dennoch einige Szeneknaller mitbrachte. Mit der Veröffentlichung von Judgement reifte der der Sound der Band erneut und Harris unterstrich wieder einmal, das seine Band die Referenz in Sachen Futurepop bliben sollte.

Ronan Harris ist bei jeder Neuveröffentlichung um Weiterentwicklung des Sounds und des Songwriting bemüht.
Wie erreicht man diese Weiterentwicklung? Man nimmt sich die Elemente, die sich bewährt haben, setzt sie erneut ein, und bastelt etwas neues drumherum. So geschah es auch bei diesem Album zum Teil.
Allerdings wirkt dieses ‚Drumherum‘ auf diesem Album manchmal ein bißchen einfach und durchsichtig. Harris hatte auf den Vorgängeralbum mit Stücken wie ‚Chrome‘ oder ‚The Farthest Star‘ seine Musik klangtechnisch wirklich auf ein neues Level gehoben. Zu groß war offenbar die Versuchung, von den eigenen Stücken teilweise schon sehr frech zu klauen. So klingt der Refrain von ‚Tomorrow Never Comes‘ doch sehr nach eben genanntem und sogar der Titel findet sich bereits als Textzeile in ‚Testament‘, das auf Judgement erschien. Von diesen Momenten finden sich einige auf dieser Scheibe und ich habe dabei das Gefühl, das der große Meister sich seiner Sache diesmal zu sicher war und zu sehr auf Vertrautes setzte.
Alles in Allem wurden VNV Nation mit ‚Of Faith, Power And Glory‘ noch poppiger und eingängiger. Niemand konnte natürlich erwarten, das die düsteren, militaristisch anumutenden Klänge mit dem übergroßen Pathos zurückkehren. Harris produziert glasklare Futurepopstücke, die technisch wieder einmal vorausmarschieren und die meisten Kollegen ziemlich alt aussehen lassen. Und trotz der genannten Kritikpunkte gibt es einiges zu entdecken.
Der Opener ‚Pro Victoria‘ erinnert etwas an kalten Krieg und passt zum Cover, hätte sich aber gerne noch etwas aufbäumen dürfen, bevor er nach nur 2:20 Minuten endet.
‚Sentinel‘ ist ein echtes Highligt. Trockener Beat, klasse Refrain und breit angelegter Sound. Kommt live sicherlich grandios rüber.
‚Tomorrow Never Comes‘ ist zwar dancefloor-geeignet, könnte aber aggressiver sein und der Pianosound passt irgendwie auch nicht richtig. Schade, denn der Gesang marschiert schön nach vorn.
‚The Great Divide‘ ist im positiven Sinne ein netter Popsong, gleichmäßig und eingängig und melodisch eng verwoben.
‚Ghost‘ klingt sehr traurig und dunkel und dennoch kraftvoll. Hier blitzt alles auf, was die Band stark gemacht hat.
‚Art Of Conflict‘ bedient sich dann an Technoanleihen, bricht aber auch erst ziemlich zum Schluß richtig durch und erinnert stark an die Songs von Rotersand. Ist eigentlich ein Instrumental mit etwas Sprachunterlegung.
‚In Defiance‘ geht dann wieder richtig nach vorne und ist VNV Nation pur. ‚Verum Aeternus‘ flirrt und fiept sich in unbekannte Höhen und Harris klingt, als wenn er vom dritten Stock herunter singt. Ist aber mal etwas anderes, sehr nett.
Das er mit Balladen den Hörern schon die ein oder andere Träne in die Augen trieb, bewies zuletzt ‚Illusion‘. Mit ‚From My Hands‘ gelingt das nicht. Der Text ist gut, das Stück aber schlicht zu laaangweilig.
Mit ‚Where Is The Light‘ schließt das Album. Ein kuscheliges Stück, das wahrscheinlch nicht im Ohr bleiben wird, aber niemanden Schmerzen bereitet.
Fazit: VNV Nation gehören nach wie vor zu der Creme des Electrogenres, auch wenn der Putz etwas zu bröckeln beginnt. Und auch auf mein regelmäßiges Genörgel, das auf einem Album für 17€ gerne auch mehr als effektiv neun Stück sein dürfen, möchte ich diesmal nicht verzichten.


http://www.vnvnation.com/
http://www.discogs.com/VNV-Nation-Of-Faith-Power-And-Glory/release/1813600

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