Album-RezensionMusik

Black Francis – Nonstoperotik

Wem Frank Black nichts sagt, der sollte spätestens beim Namen Black Francis aufhorchen. Dieser war Chef der Pixies. Sicher, er war der kreative Kopf, und der charismatische Frontmann, aber in erster Linie war er der Chef. ‚Ich bin die Pixies, und wenn ich einmal keine Lust mehr habe, löse ich die Band auf‘. Das tat er 1991 dann auch und viele waren sehr enttäuscht über das Ende ihrer Helden aus Boston. Kim Deal formierte die Breeders und Frank Black formierte sich selbst mit wechselnden Musikern unter seinem eigenen Namen (eigentlich heisst er allerdings Charles Thompson) und produzierte drei Alben. Ab 1998 wr er mit den ‚Catholics‘ zusammen und spielte richtig guten alten Rock’n’Roll. Oder vielleicht doch nicht? Seine Musik ist lehnte sich sehr an diese Musikrichtung, hat aber auch Einflüsse aus Rockabilly und einen Hauch von Country. Es gibt keine elektronischen Spielereien und Frank Black nahm diese Alben, wieder einmal direkt auf zwei Spuren auf ohne anschließend daran herumzubasteln. Mit seiner Frau nahm er unter dem Namen Grand Dutchy das Album Petits Fours auf und bereits seit 2007 präsentierte er sich wieder ohne die Catholics und bereitete mit dem Album Frank Black Francis eine weitere Namensänderung vor. Fortan sollte der Amerikaner wieder unter seinem Pseudonym aus Pixies-Zeiten firmieren: Black Francis. Am Musikstil freilich änderte das (zum Glück) nichts.

Der dicke Onkel hat es einmal mehr geschafft innerhalb kürzester Zeit ein Album scheinbar mühelos aus dem Boden zu stampfen für das andere Indiebands sich mit mäßigeren Ergebnis sicherlich Jahre abmühen würden. Für Black Francis ist der Mut zur Unvollkommenheit und Spontanität, vielleicht auch die Eigenschaft schmerzfrei bis an die Grenze des Kitsches zu gehen das wertvollste Kapital, der ausschlaggebende Grund warum dieser Mann ein wahrer Rockstar ist.
Black Francis bekam in einem Nachtclub in San Francisco eine Gitarre geschenkt. Diese probierte er sodann in Begleitung einiger Gläser Rotwein aus und verstand sich auf Anhieb so gut mit dem Instrument das er spontan eine Combo zusammentrommelte und die Songs aufnahm. In London wurde dann das Album komplettiert. So weit die Sage. Wer die Karriere des Indierockers in den letzten Jahres allerdings auch nur halbwegs verfolgte, sollte keine Zweifel an der Geschichte hegen.
‚Nonstoperotik‘ bietet Songs für die man, wenn man ausreichend lange Arme hat, den guten Francis umarmen möchte, weil sie Indierockperlen sind, die den alten Pixies-Geist lebendiger machen als jeder Reunionauftritt der alten Recken mit den ewig alten Songs. Dazu gehören ‚Wheels‘, das rotzige ‚Six Legged Man‘ und der Bonus Track ‚Rocket USA‘, eines der kompromisslosesten Rockstücke die er jemals produziert hat.
Stücke die ‚Wild Son‘ zeigen mehr die ruhigere und schwülstige Seite, die etwas an die Catholics-Zeit erinnert. ‚Dead Man’s Curve‘ ist dagegen ein Song der Gegensätze. Musikalisch zwar etwas vorhersehbar und simpel-melodisch, doch Francis brüllt sich so genial durch den Song, das dieser spätestens nach dem dritten Durchgang zu den Highlights des Albums gehören wird. Natürlich gibt es auch auf Nonstoperotik Songs, auf denen er sich gesanglich wieder dermaßen durchseiert, das es unter dem Player fast triefen müsste. Hierzu zählen ausgerechnet die ersten drei Stücke ‚Lake Of Sin‘, ‚Oh My Tidy Sum‘ und besonders das unsägliche ‚Rabbits‘. Manchmal denke ich das er genau weiss, das diese Art im Grunde genommen niemand mag und das das auch der Grund ist warum er es diese immer wieder auf den Alben unterbringt. Entweder will er die Käufer damit ärgern oder er handelt nach dem Motto ‚Steter Tropfen höhlt den Stein‘. Bei ‚Oh My Tidy Sum‘ gelingt das zum Teil sogar, denn durch die Unterlegung eines synthetischen, asynchron laufenden Rhythmus gewinnt das Stück nach mehrmaligen Hörern weder an Sympathie. Den Vorwurf kitschige Musik zu machen kann man ihm allerdings nicht machen. Dazu sind die Stücke einfach insgesamt zu unrund, zu spleenig, zu kantig. Daher und aufgrund der Zahl der Alternativstücke kann man dem Dicken überhaupt nicht böse sein. Außerdem hat man im Laufe der Jahre bei seinen Veröffentlichungen gelernt mit Licht und Schatten umzugehen. Für jemanden, der eine so große Zahl an Veröffentlichungen in diesen kurzen Zeitabständen absolviert ist das normal, und letztendlich überwiegt praktisch ständig die Qualität. Gekonnt ist eben gekonnt. Nonstoperotik ist ein Werk das aufgrund der vielen Facetten nicht langweilig wird. Wer keine Angst vor Sperrigkeit hat wird mit einer tollen Rockscheibe beim Kauf belohnt.
‚Nonstoperotik‘ bietet Songs für die man
, wenn man ausreichend lange Arme hat,
den guten Francis umarmen möchte,
weil sie perfekt Indierockperlen sind.
Er tut gut daran seine Pixies-Vergangenheit solomusikalisch nicht mehr zu verleugnen und weiterhin, wie auf dieser Scheibe, das Beste aus alten und neuen Zeiten zusammenzuschmeißen.


http://blackfrancis.net/
http://www.discogs.com/Black-Francis-Nonstoperotik/release/2246957

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