KonzertMusik

La Sera 14.05.2014 Astra Stube Hamburg

Wie man als vierköpfige und weitgehend unbekannte Band aus den Staaten mit einem Auftritt in einem nicht ausverkauften Schuhkarton unter einer S-Bahn-Trasse bei einem Ticketpreis von 10 Euro Geld verdienen kann ich nicht beurteilen, mein Tip lautet aber: gar nicht.
Jedenfalls freute ich mich sehr darüber das sich Katy Goodman, die mit ihrer Band unter dem Namen La Sera auftritt, trotzdem nach Hamburg gewagt hatte. Die Astra Stube war mit ca. 60 Leuten zu etwa zwei Drittel gefüllt als der Abend mit der Vorband Springtime Carnivore gegen kurz vor 22.00 Uhr startete. Das Praktische an diesem Act war das sich die Band aus Greta Morgan, Todd Wisenbaker und Nate Lotz zusammensetzt. Dies ist exakt die gleiche Besetzung wie La Sera, nur ohne Katy Goodman. Diese verfolgte den Auftritt ihrer Bandkollegen aus der hinteren Ecke des Raumes vergnügt mit, nachdem sie bereits zuvor ein paar Mal rein und rausgelaufen war. Gretas Morgans Musik, die übrigens als nettes amerikanisches Fräulein in kurzer Bluse und Rock gekleidet war lässt sich gut mit Dream Pop der Sechziger und Siebziger umschreiben. Liebevoll gemacht und schmeichelhaft anzuhören. Dennoch sprang der Funke nicht wirklich über, die Melodien war doch etwas zu beliebig und die zierliche Morgan sehr zurückhaltend und beinahe schüchtern. Das sie durchaus singen kann zeigte sie bei einem akustischen Stück, was trotz des geringen Stimmvolumens Potential hatte. Ansonsten zeigte sie sich flexibel und bediente nebenher die Synthies oder die Gitarre.
Wisenbaker zupfte abgeklärt den Bass während Lotz durchgehend mit modischer Wollmütze die Drums bearbeitete.
Nach kurzer Umbauphase stieß Goodman dann dazu, die Lautstärke wurde spürbar angehoben und mit „Break My Heart“ vom zweiten Album „Sees The Light“ ging man gleich in die Vollen, was dem großen rothaarigen Mädchen sogleich die Gelegenheit gab die wallende Mähne vor und zurück fliegen lassen. Dies ist neben dem sympathischen und herzlichen Lächeln eines der Markenzeichen Goodmans. Das Konzert war der Auftakt der Tour und erst einen Tag zuvor kam der Neuling „Hour Of The Dawn“ auf den Markt, was die Amerikanerin nicht ohne Stolz erwähnte. Das Katy Goodman vor ihrer Solokarriere (ich nenne es jetzt mal so, denn es ist faktisch ihre persönliche Band) lange Jahre mit der Punkband Vivian Girls umtriebig war kam ihr sichtlich zugute. Unpragmatisch in T-Shirt und Jeans steht sie optisch im Kontrast zu ihrer Kumpeline Greta und ließ diese wie Prinzessing Lillifee erscheinen. Wie selbstverständlich wirbelt sie vor und zurück, verließ für das ein oder andere Gitarrensolo die Bühne und pflügte durch das Publikum. Das auch Goodman kein Stimmwunder ist war klar, besonders bei den Ansagen und kurzen Anekdoten (wie schön Hamburg ist, welches Bier das beste wäre und warum in der Stadt alles Astra heißen würde (?!)) kam sie schon sehr mädchenhaft und piepsig rüber. 
Todd Wisenbaker war derweil ganz Musiker und nahm einige Male Korrekturen am Sound vor, der insgesamt eine gute Mischung von Druck und Lautstärke hatte. Währenddessen spielte Nate Lotz ausdruckslos aber souverän das Schlagzeug. 
Acht der zehn Songs von ‚Hour Of The Dawn‘ gab es zu hören, darunter natürlich das Titelstück und meinen persönlichen Favorit ‚Losing To The Dark‘. Von Sees The Light hätte ich mir vielleicht neben den drei gewählten Stücken ‚I Can’t Keep You In My Mind‘ und ‚Drive On‘ gehört, dafür gab es vom selbstbetitelten Debütalbum die beiden Videoklassiker ‚Never Come Around‘ und ‚Devil’s Hearts Grow Gold‘. Alle Titel waren nahe an der Studioaufnahme mit der Zusatzportion an Kraft umgesetzt und angenehm kurz und knackig. Nach einer knappen Stunden und 13 Songs verließ die Band (bis auf Wisenbaker) die Bühne und blieb verdutzt im Publikum stehen als sie merkte das sie nirgendwo hin konnte, da es keinen Backstagebereich gab. So war es sehr lustig anzusehen wie sich die drei in der ersten Reihe duckte und über ein paar kurze ‚we want more‘-Rufe freute um erneut die Stufenbühne zu erklimmen. Goodman nahm es mit Humor und spielte zum Abschluss ‚Control‘, ebenfalls vom aktuellen Album.
Danach war Merchandising im Direktvertrieb angesagt, und wer wollte durfte noch ein wenig mit La Sera plaudern. Ein schöner rockiger Abend in lauschiger Atmosphäre war zu Ende.

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