Album-RezensionMusik

Electric Six – Switzerland

1996 wird die Band in Detroit noch unter dem Namen ‚the Wildbunch‘ gegründet. Bis 2002 erspielen sie sich zuhause eine treue Fangemeinde und veröffentlichen zwei Alben. Als sie im gleichen Jahr mit der Single ‚Danger! High Voltage‘ und dem dazugehörigen Video den Durchbruch schaffen, benennen sich die Jungs um Songwriter und Mastermind Dick Valentne in ‚electric Six‘ um, da es in England bereits eine Formation mit dem Namen ‚The Wildbunch‘ gibt. Der Song erreicht in den britischen Charts Platz 2 und findet sich im Siundtrack zu ‚3 Engel für Charlie‘ wieder.
2003 erscheint das erste Album unter dem neuen Bandnamen mit dem Titel ‚Fire‘. Ein Jahr später empören sich Queen-Fans in aller Welt, weil Valentine in dem Musikvideo zum gecoverten ‚Radio Gaga‘ als Freddie Mercury verkleidet aufersteht und auf seinem Grab tanzt. Abgesehen davon, das Electric Six diesen Song gar nicht auf dem Album haben wollten, sich aber dem Willen der Plattenfirma beugen mußten, war es laut eigenen Aussagen nicht deren Absicht, den Queen-Sänger lächerlich zu machen, sondern nur für dreieinhalb Minuten wieder aufstehen zu lassen. Dem Erfolg der Band hat dies jedenfalls keinen Abbruch getan. 2005 wird der Nachfolger ‚Señor Smoke‘, veröffentlicht, auf der der ziemlich eigenständige Stil aus Rockmusik mit Disco, Punk, und Garage-Einflüssen weiter zelebriert wird.

Vorab ist zu sagen, das ‚Switzerland‘ das Beste Album ist, das die Jungs aus Detroit bisher geschaffen haben. Es ist kraftvoll und präzise produziert, und verzichtet weitgehend auf allzu schräge 70erDisco-Anleihen, die mich bei den Vorgängern doch ziemlich nervten. Schräg geblieben, ist allerdings der Humor, der sich in weiten Teilen der Texte wiederspiegelt. Im göttlichen Makkersong ‚I Buy The Drugs‘ bietet sich Valentine als Briefkastenonkel an und bringt tatächlich seine komplette Briefadresse unter, und in ‚Germans In Mexico‘ erobern die Deutschen das mittleramerikanische Land um deren Töchter in Berlin zu verkaufen. Der Abgesang ‚Sing everbody „Deutsche Deutsche“ Vaya con dios amigos!‘ ist einfach zu schön und könnte noch ein paar Minuten weitergehen. Die Jungs verstehen es einfach, herrliche Melodien mit sonderbaren Texten zu vermischen, die bei genaueren Betrachten auch die ein oder andere kritische Botschaft enthalten. So wird zum Beispiel in ‚I Wish That Song Was Louder‘ die Staatsgewalt angeprangert und im ‚Pink Flamingos‘, das m coolen Südstaatensound daherkommt, stellt sich der Frontmann als großer und böser Manipulator heraus.

Da Bescheidenheit nicht zu den Grundtugenden der Band zählt, wird das Album auch mit diesen Worten beworben: „Switzerland offers up thirteen songs of all styles, sounds, genres and themes. Wanna have a good time? We can do that! Wanna wallow in regret? We can do that! Wanna get real deep and examine why we are here and who God is? We can do that!“.
Und was soll man dazu sagen? Recht haben sie, und so sollte man auch die schwächeren Songs ‚Infected Girls‘ und ‚Pulling The Plug On The Party‘ nicht als Füller, sondern als Bonus betrachten. Und auch die relativ kurzer Gesamtspielzeit wird durch die genannten Ohrwürmer wieder gerechtfertigt. Den Namen bekam das Album übrigens im Vorfeld der Fussball-WM in Deutschland, zu dem die Band massiv das Team der Eidgenossen favourisierte und die treue Hörerschaft aufforderte, das Team zu supporten, um sich als Belohnung für jeden Sie, einen kostenlosen Song als Download abholen zu dürfen. Alles klar?
Erwachsener Rock mit Ohrwurmfaktor. Lässig, launisch und immer ziemlich schräg.


http://www.electricsix.com/
http://www.discogs.com/electricsix-Switzerland/release/1048218

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