KonzertMusik

Le Butcherettes @ Hafenklang HH 28.03.19

Für eine in Deutschland so wenig bekannte Band waren Le Butcherettes in den letzten Jahren doch ziemlich häufig in der Hansestadt zu Besuch. Und doch habe ich es erst jetzt geschafft, sie live zu sehen.
Im Rahmen der Veröffentlichung ihres aktuellen Albums ‚bi/MENTAL‘ machte die Garage Punk Band mit der extrovertierten Frontfrau nun also im Hafenklang halt.

Zunächst versuchten die Band Drens aus Dortmund die Stimmung aufzuheizen. Die vier Jungs hatten sichtlich Spaß und bewiesen große Spielfreude. Schnell und punkig war ihre Musik und ging gut nach vorn. Leider halfen aber weder der ziemlich coole Einsatz von Surf-Elementen, noch ihre Corporate Identity-Shorts, um die Fläche vor der Bühne ansehnlich zu füllen. Zu Unrecht, wie ich finde.

Drens und Le Butcherettes (ohne Teri Gender Bender) bauten gemeinsam die Bühne um, und pünktlich um 22:00 Uhr startete die Band aus Mexiko. Die Location war angenehm voll, aber alles andere als ausverkauft.

Da die Bühne im Hafenklang nicht gerade üppig bemessen ist, wirkte das Line-Up von Anfang an sehr gezwängt. Die Rodriguez-Lopez-Jungs teilten sich die rechte Seite, Teri Gender Bender (die weiterhin ihre roten Klamotten aus der ‚A Raw Youth‘-Zeit auftrug) stand beinahe erdrückt hinter ihrem Keyboard in der linken Ecke. Klassisch in der Mitte saß Alejandra Robles Luna hinter ihrem Schlagzeug, vor dem sich mit einem Quadratmeter Platz die einzig freie Fläche befand. Körperliche Entfaltung schied für das Energiebündel Bender damit schon einmal aus. Nur einmal im Laufe des Abends pulte sie sich aus ihrer Ecke hervor und kniete in den besagten Freiraum, wo sie dann aber aufgrund der geringen Bühnenhöhe auch nur die erste Reihe sehen konnte.

Aber die kleine Bühne ist nicht das einzige Problem im Hafenklang. Die Beleuchtung spottet jeder Beschreibung. Die wenigen Strahler, die an der Decke hängen, sind statisch und leuchten zum Großteil von hinten ins Publikum. Die Bands sind damit stets im Gegenlicht, das darüber hinaus sehr rötlich wirkt. Ein eisiger tapferer weißer Strahler, der hin und wieder aktiviert wurde sorgte für Abwechslung und Entlastung der Augen.
Von Multimedia will ich natürlich gar nicht erst anfangen, und die Akustik steht der Beleuchtung in negativer Hinsicht auch in nichts nach.

Der Abend wurde zur reinen bi/MENTAL-Show. Mit zehn Titeln vom aktuellen Album waren bis auf drei alle dabei. Die Band scheint ihre neue Musik zu lieben und Teri Gender Bender durchlebte einmal mehr gestenreich die Texte ihrer Songs, während Alejandra die Trommelstöcke wirbeln ließ und eine atemberaubende Leistung ablieferte.

Die große Anteil der Titelauswahl am neuen Album wäre ok gewesen, wenn das Album ein absoluter Kracher wäre und man sonst keine Highlights im Repertoire hätte. Da beides nicht der Fall ist, blieb nur zu hoffen, das der Rest der Stücke (sieben wurden es) die Highlights der Bandgeschichte sein würden. Ärgerlicherweise war dem nicht so. Zwar waren ‚Mr. Tolstoi‘, ‚Dress Off‘ und ‚The Leibniz Language‘ vom Album ‚Sin Sin Sin‘ dabei, aber ‚La Uva‘, das im Original mit Iggy Pop schon öde ist und die Schmonzette ‚My Mallely‘ hätte man sich sparen können.

Mr. Tolstoi

Von ‚A Raw Youth‘ aus dem Jahr 2016 kam neben ‚Stab My Back‘, was in Ordnung war, nur noch das irrelevante ‚Lonely & Druck‘ wobei das geniale 2014er-Album ‚Cry Is For The Flies‘ wurde komplett ignoriert. Über diese schräge Strategie kann man nur spekulieren, Fakt ist, das sich das Publikum am meisten über die Klassiker freute.

The Leibniz Language & dressed/IN A MATTER OF SPEECH

Und wer geglaubt hat, das sich noch ein bis zwei Kracher wie ‚Henry Don’t Get Love‘ in die Zugabe verirren würde, wurde auch enttäuscht. Denn es gab keine Zugabe.

Teri Gender Bender

Darüber hinaus befremdlich fand ich, das die Band kaum Kontakt zum Publikum aufnahm, die beiden Herren sogar die meiste Zeit seitlich zur Bühne standen und sich nur gegenseitig an- oder rüber zur Chefin sahen. Man fühlte sich zeitweise, als wenn man ihnen beim Üben zusah.
Bender blickte nur ins Publikum, wenn sie wie in Trance ihre Texte sang und brabbelte zwischen den Songs nur in Spanisch. Zwar ist Hamburg eine Hafen- und Hansestadt, aber die Zeit der spanischen Seefahrer ist doch irgendwie an uns vorbei gegangen. Wusste sie vielleicht gar nicht. Es schien fast ein bißchen, als wollte die Band nichts mit ihrem Publikum zu tun haben, lediglich Alejandra schien richtig gut drauf gewesen zu sein und lachte uns oft dankbar an. Nach 70 Minuten war es dann vorbei und man vorbeugte sich noch einmal brav. Ein Konzert, das mich, wie selten zuvor, ratlos zurückließ.

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