KurzvorstellungenMusik

Mark Stewart – The Politics Of Envy

Im Laufe seines, mittlerweile über dreißig Jahre andauernden Daseins als Musiker war Mark Stewart immer ein Stachel im Fleisch des Establishments, ein Kritiker von Überwachung und äußerer Einflussnahme. Das er sich nun auf Plattformen wie Facebook darstellt empfand ich zunächst aber doch als ein wenig ketzerisch.
Nun ist es aber so das der Brite, der bereits mit der Pop Group und dem On-U-Sound System Geschichte schrieb, sich eher in die Waden der Regierenden beißt. Staatliche Bevormundung und Gewalt, und die Ignoranz der Verantwortlichen im Staat den sozial Schwächeren gegenüber sind die Themen, um die es ihm geht. Das ist auch auf dem Album ‚The Politics Of Envy‘ der Fall. Stewart ist kein Billy Bragg, er macht sich nicht mit politischen Aussagen wichtig, sondern er überlässt seinen Hörern die Freiheit sich selbst eine Meinung zu bilden. 
Musikalisch hat sich aber einiges verändert, waren es bisher die zerschredderten Klangteppiche, unvermittelte Breaks und der aggressive Krach die Mark Stewarts Platten zu Herausforderungen machten, die viele entnervt ablehnten, setzt er auf ‚The Politics Of Envy‘ auf harmonischere Töne. Dazu holt er einige, zum Teil eher in der britischen Szene bekannte Kollegen, wie Bobby Gillespie (Primal Scream), Keith Levene (PIL), Reggae-Legende Lee Scratch Perry, Daddy G (Massive Attacks) oder den Dubstepper Khan, um nur einige der exzellenten Musiker zu nennen, mit ins Boot. Außerdem waren die alten Kampfgefährten Adrian Sherwood und Martin ‚Youth‘ Glover an der Produktion beteiligt.

Anhand dieser Namen kann man sich beinahe vorstellen in welche klangliche Richtung diese Scheibe geht. Während das Stück ‚Autonomia‘ mit Primal Scream erwartungsgemäß das ruheloseste und lauteste Stück ist, dominieren bei ‚Gang War‘ Reggae-Elemente, und bei ‚Vanity Kills‘ und dem unglaublich starken ‚Want‘ gibt es modernen Dub Step zu hören. ‚Gustav Says‘ ist beinahe ein Disco-Stampfer und das zusammen mit Nicole Bottazzi gesungene ‚Baby Bourgeois‘ ist das poppigste Stück, das ich je von Stewart gehört habe und könnte tatsächlich beinahe im Radio laufen, wenn Stewarts grantig schneidende Stimme etwas popkompatibler wäre. 
Etwas dramatischer geht es bei der Coverversion von David Bowies ‚Letter To Hermione‘ zur Sache.
Einen weiteren Höhepunkt spart sich Mark Stewart dann für den Schluss auf. Zusammen mit der genialen Nik Void, die zur Zeit mit ihrer Zusammenarbeit mit Chris Carter und Cosey Fanni Tutti (Chris & Cosey, Throbbing Gristle) für Aufsehen sorgt, zelebriert er ein treibendes Stück Electro-Rock und den besten Abschluss, den man sich denken kann.
Für mich ist ‚The Politics Of Envy‘ definitiv das bisher beste Album Mark Stewarts, auch wenn ich die alten Scheiben wie ‚As the Veneer of Democracy Starts to Fade‘ nach wie vor klasse finde. Ich hatte ihm diese musikalische Weiterenwicklung nicht mehr zugetraut und freue mich das er sich selbst treu geblieben ist. 

 

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