Album-RezensionMusik

BAK XIII – Memento Mori

Bedenke, Du mußt sterben

Ein willkommene Weihnachtsüberraschung kommt aus der Schweiz. Anders als 2013, veröffentlichen BAK XIII diesmal keine Weihnachtssingle (“C’est Noël), sondern ihren 9. Longplayer. 

Die Pandemie machte natürlich auch dieser Band, die leidenschaftlich gerne live auftritt, einen Strich durch die Rechnung, und so kann deren 20-jähriges Bestehen nun „nur“ mit einem Album gefeiert werden.

Aber das mach ordentlich Spaß. Für die passionierten Sarkastiker findet sich mit COVID-19 sogar noch ein weiteres Thema, über das man herziehen kann. Da macht der Ausspruch „Memento Mori“ („Bedenke, Du musst sterben“) gleich doppelt Sinn. 

Musikalisch spielt man, wie gewohnt, die Electro-Pop-Punk-Karte, und dreht wieder kräftig an den Reglern. Schon mit „Everybody Dies“ wird ordentlich auf Gute Laune gemacht. Aber bereits bei diesem Stück keimt der Gedanke auf, das man dem Abgrund entgegen schunkeln könnte. Mit der anschließenden Ballade „I Know Who You Are“ keimt zwar wieder etwas Hoffnung auf, aber nur kurze Zeit später wird man in „Amazing“ mit der eigenen Sinnlosigkeit des Seins konfrontiert. DiesesStück brilliert mit einer sehr schönen Vielschichtigkeit und einer ungewohnten, souligen Stimmeinlage.

Überhaupt erscheint mir „Memento Mori“ sehr breit produziert, man hört viele, gut aufeinander abgestimmte Elemente, die sich geschickt abwechseln und ergänzen. Dabei klingt die Band weiterhin absolut typisch, ihre eigenwillige Mischung aus Electropunk und Anarcho-Pop dominiert natürlich das gesamte Album. Und dafür wird sie zu Recht geliebt. Auch die herrlichen 8-Bit Elemente sind allgegenwärtig, und das nicht nur auf dem Track „Arcade“,  auf dem man es natürlich erwarten muss. Die Flucht in eine Parallelwelt, die  hier thematisiert wird, ist nicht zuletzt auch durch die Pläne Zuckerbergs Metaverse hochaktuell.

Aber auch ein französisches Stück darf bei den gebürtigen Genfern nicht fehlen. Mit „SOS“ liefern sie einen weiteren Chanson ihrer ganz eigenen Art ab.

Wer es etwas kantiger mag, ist mit „Skeleton Dance“ gut aufgehoben, hier treffen Breakbeats bei entspanntem Gesang auf die typischen Riffs, die den Song schnell machen.

Die Pandemie-Müdigkeit manifestiert sich in „Disco Wanker“, das mit einer, fast schon frechen Anspielung auf „Rhythm Is A Dancer“ beginnt.

Mit den beiden letzten Songs wird man fast schon ein wenig melancholisch.

„The Loop“ und „Rave“ sind für mich die etwas schwächeren Stücke, da hier für meine Ohren zu viel sinnlos herumgeschrien wird. Bei satten 14 Stücken und einer Spielzeit von 72 Minuten  ist das natürlich zu verschmerzen. 

Seit dem letzten Album „Aut Caesar Aut Nihil“ sind mittlerweile gute fünf Jahre vergangen, aber selbst für mich, der sich erst mit der Single „The Future Was Better Before“, die 2017 erschienen ist, bei den Schweizern eingeklinkt hat, war es eine lange Wartezeit. Mit „Memento Mori“ hat die Combo aber alle Erwartungen erfüllt und wer weiß, vielleicht gibt es auch bald wieder Live-Gigs. Es wäre uns allen zu wünschen.

4.5/5

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