Album-RezensionMusik

Stray – Letting Go

Auf Dauer, so könnte ich mir vorstellen, kann es anstrengend sein immer den Aggromusiker heraushängen lassen zu müssen. Man muss sich doch auch mal entspannen können und zum Wohle des seelischen Gleichgewichts die Hasskappe in die Ecke legen .
Wer nun aber keine Muße für Yoga oder Häkelkurse hat, dem bietet sich natürlich noch die Möglichkeit des sogenannten Side-Projects an. So ein Seitenprojekt ist praktisch, kann man doch einmal Gedanken und Ideen verwirklichen die der Fan des Hauptprojekts nicht verstehen oder akzeptieren würde.
Dachte sich vielleicht auch Erica Dunham die Gründerin und Chefin der Aggrotech-Band Unter Null und rief ihr persönliches Seitenprojekt Stray ins Leben. 2008 erschien mit ‚Abuse By Proxy‘ der erste Output, der sich durch atmosphärische Dichte und bittersüßen Melodien auszeichnete, aber insgesamt durch die Darbietung zu tanzbarer Stücke doch etwas inkonsistent schien.
‚Letting Go‘ ist kein Werk das sich durch eine große musikalische Bandbreite auszeichnet. Einige Titel klingen sogar so gleich das man mitunter denkt sie seien Fortsetzungen der bereits gehörten. Das Rezept der sphärischen Stücke besteht aus Drumcomputer, Klavierbegleitung, Flächensynthies mit viel Hall und die durch den Vocoder getriebene Stimme Dunhams, die meist so entfernt klingt als sei sie für die Aufnahmen in den Nebenraum gegangen. Doch mit einem vorschnellen Urteil ist Vorsicht geboten- das Album ist so vielschichtig produziert worden das es viele kleine Dinge zu entdecken gibt, die man beim sporadischem Reinhören nicht registriert.
Die fragilen Melodiebögen, die über den Rhythmen zu schweben scheinen machen außerdem den Reiz aus und verströmen eine esotherische Stimmung zu der die eher dunkle Stimme der Amerikanerin einen angenehmen Gegenpol bildet.
Aufgebrochen wird dieser Fluss mit dem Stück ‚Out Of Place‘, das im Midtempo pumpend lässig und poppig im Stil der 80er vorbeiwippt. Bei ‚All I Wanted‘ kommen dann doch noch einmal etwas härtere Drumpassagen zum Zuge, die geschickt mit dem doch eher ruhigen Stück verwoben werden. ‚Obsolete‘ ist das elektronischste Stück der Scheibe, hier glühen die Sequenzer und Dunhalls Sprechgesang klingt entschlossener. Das reguläre Album schließt mit dem pulsierendem ‚Miles From Here‘, das in der Fraktion der schnellen Stücke mein Favourit ist.
Was folgt ist eine mit 15 Stücken vollgepackte zweite CD, mit drei auf der regulären Scheibe nicht enthaltenen Titeln so wie 12 Remixe, wovon die Hälfte alternative Versionen von ‚Remember Me‘ sind. Hier wurde von verschiedenen Künstlern zwar ausgiebig an den Songs gefrickelt aber zum Glück behielten alle Remixe einen guten Wiedererkennungswert und, auch wenn das Unter Null-Fans eher nicht gefallen wird, es gibt keine Harsh-Versionen. Sollte es aber einmal Tage geben an dem einen die erste CD zu ruhig ist kann man einfach weiterschalten und sich an den Remixen erfreuen. Anspieltipp hier ist zum Beispiel die Kant Kino Version von ‚No Vacancy‘.
Wer sich danach immer noch nicht sattgehört hat dem sei gesagt, das es im Mai noch eine dritte, limitierte Ausgabe geben wird, die 8 weitere Remixe und zwei bisher unveröffentlichte Stücke enthalten soll. 

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