Album-RezensionMusik

Meg Myers – Sorry

folderMit zwei Ep’s in den letzten zwei Jahren (‚Daughter In The Choir, 2013 und ‚Make A Shadow‘, 2014) legte Meg Myers den Grundstein ihrer womöglich noch großartig werdenden Karriere. Zu wünschen wäre es ihr, denn die Authentizität ihrer Musik sucht seinesgleichen. Nun ist ihr erster Longplayer erschienen.Meg Myers beherrscht die leisen Töne und Meg Myers kann auch laut sein. In jedem Fall sind sowohl die Texte als auch deren musikalische Umsetzung mitreißend. Wer in die beiden Vorläufer hineingehört hat, wird nicht umhin kommen der musikalischen Qualität der fast dreißigjährigen Amerikanerin Tribut zu zollen. Dabei ist es durchaus hilfreich wenn man sich zunächst von den visuellen Umsetzungen ihrer Titel fernhält. Denn auch wenn Myers gewaltige und eindrucksvolle Videobilder zu produzieren im Stande ist (‚Heart Heart Head‘, ‚Desire‘), so kokettiert sie auch mit ihrem zugegebenen attraktivem Äußeren. Das ist natürlich nicht verwerflich, denn das tun die meisten anderen weiblichen Popstars auch. Myers Musik ist allerdings tiefgründiger und hat es meiner Ansicht nach nicht nötig, sich wie im Video zu ‚Monster‘ so offenherig zeigen zu müssen. Als künstlerisches Mittel mag es dennoch in Ordnung sein.
Die bisherigen Songs sind so spannend und intensiv (auch in ihrer musikalischen Umsetzung mit Cello) wie ich es lange nicht mehr gehört habe. Zuletzt habe ich mich beim wütenden Erstling von Sinead O’Connor ‚The Lion And The Cobra‘ von einer Solo-Sängerin so vereinnahmt gefühlt. Dementsprechend habe ich mich auf ‚Sorry‘ gefreut.
Der erste Wehrmutstropfen ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Statt zehn neue Songs enthält das Album lediglich fünf noch unveröffentlichte Songs. Während mit ‚The Morning After‘, ‚Desire‘ und ‚Make A Shadow‘ gleich drei Stücke von ‚Make A Shadow‘ stammen, kennt man aus der Vorveröffentlichung des Album auch schon das Titelstück und ‚Lemon Eyes‘ Dafür finde ich die Gesamtanzahl dann doch eher sehr dünn. Natürlich fällt das heutzutage, wo man in der Lage ist, sich einzelne Tracks zu kaufen oder nur zu streamen, nicht mehr ins Gewicht, aber ich hätte mir schon mehr Neues gewünscht (und beim nächsten Mal werde ich mit einer Album-Vorbestellungen vorsichtiger sein).
Kommen wir nun aber auch noch zu den Stücken: ‚Motel‘ ist für mich das Beste neue Stück, eine Midtempo-Nummer mit Ohrwurmgarantie und sicherlich der nächste Kandidat für eine visuelle Umsetzung. ‚A Bolt From Nowhere‘ finde ich etwas hervorsehbar und ohne wirkliche Höhepunkte (typische B-Seite hätte ich früher gesagt). ‚I Really Want You To Hate Me‘ ist dann wieder ausdrucksstärker und intensiver. Myers spielt mit verschiedenen Tempi und Lautstärken. Schönes Stück aus der insgesamt langsameren Liga. Mit ‚Parade‘ liefert sie dann eine tolle waschechte Ballade ab, und auch der Rausschmeißer ‚Feather‘ ist von ähnlicher Färbung und sehr stimmungsvoll. Die beiden Rockpop-Stücke ‚Sorry‘ und ‚Lemon Eyes‘ sind typische Meg Myers-Hymnen; eingängig und glücklichweise nicht zu sehr im Mainstream verhaftet. Es finden sich Immer genug Ecken und Wendungen in den Stücke um diese auch für lange Zeit noch in den eigenen Playlisten zu halten.
Der Kontrast zwischen der Erscheinung der sich ewig in kurzen Hosen zeigenden Myers (es ist eben immer sonnig in Kalifornien) auf der einen, und den tiefgründig abgründigen Texten auf der anderen Seite ist bemerkenswert und anziehend. Und auch das sie sich für alternativen Pop entschieden hat spricht klar für sie. Nur das nächste Mal darf es bitte mehr Neues sein, denn es lohnt sich in jedem Fall.

md 4-5

www.megmyers.com
Meg Myers auf twitter

 

Meg Myers – Sorry from Andrew Donoho on Vimeo.

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