Album-RezensionMusik

I:Scintilla – Swayed

Acht Jahre Funkstille, nur unterbrochen von einer EP und einer Live-Session im Jahre 2013. Ich war, was den Fortbestand der Band anging, recht skeptisch, empfand ich doch bereits die gerade genannten Veröffentlichungen als eine Art akustisches Rätselraten über die zukünftige musikalische Ausrichtung. Umso erfreulicher, das die Band sich zu einem neuen Album zusammenfinden konnte. Allerdings macht ‚Swayed‘ die Kursbestimmung nicht eben einfacher.
Stand die Chicagoer Band ursprünglich für nicht gerade zimperlichen, elektronischen Rock mit sirenenhaften Vocals, so schlichen sich nach und nach vermehrt balladeske und weiche Arrangements ein, die alles in allem eher das Prädikat ‚Langweilig‘ verdienten.
Auf ‚Swayed‘ finden sich auch wieder eine Reihe dieser Stücke. ‚Mercy Screams‘ ist für mich ein Paradestück an Überflüssigkeit. Viel sphärisches Gedudel und Bindrims leider wenig inspirierter Gesang. Auch ‚DFTD (Between The Devil)‘ bleibt für mich ein wenig fassbarer Fremdkörper irgendwo zwischen Rock und Chanson. Und zu diesen beiden Titeln gesellen sich noch einige andere, bei denen ich nicht erkennen kann, wen die Truppe damit ansprechen will. Man verlässt sich hier offensichtlich zu sehr auf Brittany Bindrim’s Stimme, um die etwas belanglosen und Versatzstücke zusammenzuhalten. Sie wurde dazu oft sehr in den Vordergrund gemischt, dazu klingt ihre Stimme meist merkwürdig nach Studioraum.
Man mag der Produktion bescheinigen, das I:Scintilla nun mehr nach organischer Rockband klingt, die im Studio ihre Songs zusammengejammt hat. Das mag sein, dennoch brauche ich Songs wie ‚The Art Of Excess‘ nicht, wenn sie klingen, als wären sie für einen Sektempfang einer Vernissage aufgenommen worden. Dann lieber eine saubere Vorprogrammierung aller Geräte wie auf dem 2007er Debüt ‚Optics‘ mit einer ordentlichen Portion Wumms.
Aber es gibt auch Lichtblicke auf ‚Swayed‘. Das Album beginnt mit einem waschechten Postpunk-Song namens ‚Human‘ und lässt Erinnerungen an Killing Joke aufkommen. Her klingt Bindrim wie ich es mag und nimmt ordentlich Fahrt auf.
Und auch das vorab veröffentlichte ‚Carmen Saturna‘ rockt und ist spannend. Mit ‚Boxing Glove‘ zeigt sich die Band ebenfalls facettenreich und kräftig metallisch. 
Das Highlight ist allerdings das fast elfminütige Titelstück am Ende des Albums. Noch nie hat man I:Scintilla so mächtig düster und episch gehört, es ist einfach schön, das sie sich die Zeit genommen haben, diesen Songs aufzubauen, ihn nach ungefähr sechs Minuten auf Null abbremsen und ihn anschließend in ein brennendes Inferno auf die Spitze zu treiben. Geniales Stück.
Die Deluxe Version bietet weitere acht Remixe der regulären Ausgabe und vermag das ein oder andere Mal durch gute Ideen die mangelnde elektronische Umsetzung der Originalversionen vergessen lassen. 
Auch wenn ich mich darüber freue, sie wiederzuhören, I:Scintilla vermögen es mit ‚Swayed‘ weder für sich, noch für die elektronische Metalszene, einen Meilenstein zu setzen und verharren im Mittelmaß. (2/5 • 50%)
I:Scintilla

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