KonzertMusik

Electric Six @ Monkeys Music Club HH 01.02.2018

15 Jahre ist es jetzt her, das Electric Six im Monkeys auftraten und Frontmann Dick Valentine wurde nicht müde, dies immer wieder und in epischer Breite zu unterstreichen.

Den Abend eröffnete zunächst das niederländisch-israelische Duo Dead Kittens mit ihrem Noise Bastard aus Schlagzeug, Bass, elektronischen Effekten und launigen und meist hingerotzten Vocals. Kann man gut finden, muss man aber nicht. Auf Dauer trägt sich dieses Konzept irgendwie nicht, um spannend zu bleiben. Der Sänger konnte mich weder stimmlich begeistern und auch die Texte erschienen mir eher auf Krampf gegen den Strich gebürstet, und dies zudem auf eine kindische und dumme Weise.

Als um 22:05 dann E6 die Bühne in voller Montur betraten (beim Soundcheck durften wir zuvor bereits die Gitarristen Dave Malosh und Johnny Na$hinal in ziviler Kleidung beobachten), war die Stimmung im gut gefüllten Club sofort euphorisch und es ging direkt voll ab.

Wer als Band bereits auf 13 Alben zurückblicken kann, sollte keine Probleme damit haben, ein fulminantes Konzert abzuliefern. Und natürlich taten sie das. Und da man mit dem Mastermind Dick Valentine zudem einen genauso charismatischen wie sympathischen Menschen am Start hatte, wurde der Abend einer der mitreißendsten der letzten Jahre. Zwar wirkte Valentine anfangs auf mich mit seinen nervösen Augenzwinkern und Zungengenestel etwas gedopt, gab sich aber keine Blöße und war redselig und begeistert, wieder in Hamburg zu sein. Die Songs nummerierte er akribisch durch, am Ende waren wir ungefähr bei 23 oder 24, was beinahe zwei Stücke von jedem Album entsprachen. Die Songs waren fast alle aus dem Uptempo-Bereich, lediglich bei „How Dare You“ und „I‘ll Be In Touch“ könnte man mal durchschnaufen. Bei der gespielten Hitdichte ist es schwierig, einzelne Tracks hervorzuheben. „Down at McDonaldz“ wurde als bester Song der Band angekündigt und ging entsprechend heftig ab. Die Hölle brach allerdings los, als „The White Wolf“-Johnny Na$hinal vorgestellt wurde und zu „Gay Bar“ ansetzte. Eineinhalb Minuten purer Amoklauf und Pogo. Dann stoppte der Song und das Ganze startete von vorn inklusive der wiederholten Vorstellung des weißen Wolfes („wuuulf!“). Fantastisch.

Der Sound war gut und die Lautstärke natürlich zu heftig, wenn man sie ohne Gehörschutz aushalten sollte. Die Musiker zeigten die erwartete Professionalität und Spielfreude. Selbst als Valentine seinen Kollegen Dave zum dritten Mal in ausufernde Weise vorstellte, brachte das die anderen nicht aus der Ruhe, so das derweil stoisch weiter gejamt wurde. Die Jungs sind eben Vollblutmusiker. „Danger! High Voltage!“ war einer der vielen Songs, die zum Mitsingen einluden, und ‚Sing everybody Deutsche Deutsche, Vaya con dios, Amigos‘ aus „Germans In Mexico“ wurde erwartungsgemäß beinahe bis zum abwinken zelebriert und zu “Synthesizer“ bot Valentine überzeichnete Winke-Gestiken und Anleihen aus der Tanzszene von Pulp Fiction.

„I Buy The Drugs“ war dann als definitiv letzter Song angekündigt, aber natürlich gab es nach kurzem Verharren auf der Bühne noch zwei Rausschmeißer. Nach dem „Dance Commander“ und eineinhalb Stunden war dann aber endgültig Schluss und das bisher beste Konzert in diesem Jahr zu Ende.

Valentine ging anschließend von der Bühne und schüttelte Hände und umarmte jeden, der mochte. Anschließend gesellte er sich an die Bar zum plauschen, lies Selfies machen und gab Autogramme. Einfach ein durch und durch sympathischer Typ.

Ganz im Gegenteil zu den Menschen, die meinen, das ganze Konzert über den Kasper direkt vor dem Sänger machen zu müssen und mit ihrem Gehabe nur zum Fremdschämen taugen. Wenn eine Bühne nur hüfthoch ist, sollte man als großer Mensch vielleicht auch einmal seinen eigenen Egoismus nach einiger Zeit etwas zurückstellen und anderen ebenfalls den Genuss der freien Sicht zukommen lassen, denn es waren auch viele weniger massige Menschen anwesend (nur mal so am Rande).

Ansonsten heißt es jetzt bis zum Oktober zu warten, in dem sicherlich das 14. Album erschienen wird, und die Songs des Konzerts nach zu hören!

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