Noise Unit – Deviator

Ich hatte dieses Projekt immer als etwas unprätentiöse Alternative zur Hauptmarke Front Line Assembly empfunden. Technisch etwas weniger aufgeblasen und ohne den dogmatischen Anspruch auf Perfektion.
Nach einigen Wechseln im Line Up und mittlerweile 15 Jahren Funkstille kehren Noise Unit nun als Duo zurück. Gründer Bill Leeb hat dazu seinen langjährigen und aktuellen FLA-Kollegen Rhys Fulber ins Boot geholt.
Das ist gut, weil „Deviator“ durch diese bewährte Kombi eine technisch großartige Industrialscheibe geworden ist.
Das ist aber auch schlecht, weil es die Entwicklung, die Noise Unit unter anderem durch Chris Peterson, Daniel Meyer und Marc Verhaeghen als vielseitiges Electroprojekt auszeichnete, nun wieder aufgekündigt hat. Zwar wagt man sich mit Stücken wie „Body Aktiv“, das sich stark am EBM ausrichtet, oder dem Titelstück, das sogar etwas tranceartig daher kommt, etwas aus der Deckung. Dennoch lässt man meiner Meinung zu viel Möglichkeiten liegen, die einem der Deckmantel eines Seitenprojekt bieten könnte. Bill Leeb klingt wieder einmal wie Bill Leeb bei FLA, viele Elemente decken sich ebenfalls. Nun erwarte ich natürlich keinen Querflöten und Cembalos, aber ein wenig mehr Überraschung hätte sein dürfen. 

Die größte Ausnahme bietet der Auftritt von Raymond Watts („Atrocity Obsession“). Aber irgendwie auch wieder nicht. Denn der Track ist ein waschechtes Pig-Stück, und hätte genau so auf einem seiner Alben erscheinen können. Vielleicht etwas elektronisch dichter produziert, aber das war es auch schon. Damit will ich den Titel nicht abwerten, ist wirklich sehr gelungen. Aber unter „feat. Pig“ hätte ich mir mehr Symbiose gewünscht.
„Deviator“ist eine moderne Industrial/ Electro-Scheibe geworden. Einen Tick mehr Rebellion und Mut zur Abgrenzung zu FLA wäre aber schön gewesen. (3/5)