Album-RezensionMusik

Ministry – Moral Hygiene

Ministry Moral Hygiene Cover

Nachdem mein letzter Beitrag zu Ministry an dieser Stelle bereits knapp 10 Jahre alt ist, und die Band immer weiter existiert, verliere ich aus Anerkennung gerne ein paar Worte über das 2021er Werk „Moral Hygiene“.
Gefühlt kündigt Jourgensen mittlerweile jede Veröffentlichung als die letzte der Band an. Nach den letzten beiden Alben „From Beer To Eternity“ von 2013 und “AmeriKKKant“ von 2018 wäre meine Trauer darüber aber bestenfalls nur gering ausgefallen.

Für meinen Geschmack setzte die Band seit einer Dekade zu sehr auf hämmernden Metal. Aber obwohl Onkel Al nach wie vor nicht ans Aufhören denkt, wird auch er älter. Und mit 63 Jahren scheint er es etwas langsamer angehen lassen zu wollen. Ich mochte schon immer die Midtempo-Stücke der Band lieber, und diese dominieren dieses Album klar. Die Stücke sind druckvoll und hart, tendieren aber wieder mehr in Richtung Industrial als zum Metal. Jourgensen krächzt gewohnt heiser seinen Haß auf die (amerikanische) Politik heraus und prangert staatlich gelenkte Desinformation, Überwachung und Gewalt an. So weit, so bekannt. Selbst das Echo, das bei „Lay Lady Lay“ für die Vocals zum Einsatz kam, scheint der alte Knabe immer wieder gerne zu recyceln.

Mich freut dabei besonders, das er beinahe in jedem Stück Samples aus Politik und Nachrichtensendungen verbaut hat. Tatsächlich kommen die letzten drei Stücke beinahe komplett ohne Gesang aus. Hier werfen sich die Stimmen aus dem Äther gegenseitig die Bälle zu. „Death Toll“ ist eine launische Dub-Nummer, in der die pseudoreligiösen Stimmen im Namen des Heilands die Covid-19 Pandemie für sich instrumentalisieren. “TV Song #6“ schlägt zum Ende noch einmal mit voller Wucht zu. Progressiv und hämmernd wird sich hier erneut an dem Mann mit dem gelben Toupet und der Selbstgerechtigkeit seiner Politik abgearbeitet.

Besonders “Believe Me“ gefällt mir mit seinem mantraähnlichen Refrain und den angenehm temperierten Gitarrenriffs. Dieser Song hätte sicher auch schon auf das Album „Twitch“ von 1986 gepasst. Allerdings war man damals noch elektronischer unterwegs. Auch das Stooges Cover “Search And Destroy“ ist sehr gelungen. Die Reduzierung der Geschwindigkeit tut dem Stück gut und sollte Iggy Pop auch gefallen.
Die Zusammenarbeit mit Jello Biafra („Sabotage Is Sex“) ist hingegen nicht mein Ding. Ich mag seine Stimme nicht.
„Moral Hygiene“ ist ein insgesamt geradlinig und sauber eingespieltes Album, auf dem Al Jourgensen auf alte Industrial Rock Pfade zurück findet, ohne an elektrischer Härte zu verlieren. Vielmehr werden die Gitarren nun akzentuierter eingesetzt, ohne das sie dem Hörer unkontrolliert um die Ohren fliegen.

Vielleicht verliert man mit diesem Album den einen oder anderen Metal-Freak. Viele, die die älteren Werke Ministry’s lieben, dürfte dieses Werk deutlich besser gefallen, als die letzten Scheiben der Band. 

3.7/5

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