Album-RezensionMusik

Implant – Cognitive Dissonance

Seit einem Vierteljahrhundert sind die beiden Belgier nun schon als Implant unterwegs, und beglücken die Fans der elektronischen, alternativen Musik. Ihr Stilmix aus klassischen EBM und Electroclash, versetzt mit technoiden Versatzstücken, ist immer überraschend, und doch irgendwie vertraut.
Mit dem chilligen Opener „I Don’t Trust The Machine“ offenbaren die beiden Protagonisten ihre Einstellung zur technikgesteuerten Welt von heute, so wie sie dies bereits viele Male zuvor gemacht haben, unter anderem auf dem Hit „C.C.C.P.C.C.T.V.“ Die Ambivalenz einer Band, die ausschließlich elektronisch produziert, ist dabei Teil der Philosophie.
Ein Stilmittel, das Len Lemaire und Jan D’Hooge weiterhin pflegen, ist der Einsatz gesampelter und synthetischer Stimmen, was in den Neunzigern zum guten Ton des EBM/ Electro gehörte. Leider ist das heute nicht mehr wirklich populär. Umso mehr freue ich mich über Songs wie „Nutshell“ und „The Room“. Herrlich verspielte, elektronische Töne und bedrohliche Klangfarben werden von einer eingespielten Stimme begleitet, die wir schon von „The Game“ des Vorgängeralbums kennen.
Darüber hinaus belässt man es aber nicht allein bei den synthetischen Helfern. Mit Labelkollegin Noemi Aurora von Helalyn Flowers holt man sich gleich auf drei Songs gesangliche Unterstützung. Bemerkenswert dabei finde ich, das sie bei „Phantom Pain“ und „The Shipreck“ lediglich die Backing Vocals (und das auch erst in der zweiten Hälfte der Songs) beisteuert. Erstaunlicherweise klappt das sehr gut. Das die Italienerin eine richtige Sirene sein kann, ist bekannt. Die beiden Jungs lassen sich das Heft also nicht aus der Hand nehmen. Das gleiche gilt für ihren Einsatz bei der Ballade „The Last Record“, ein tolles Duett mit vielen elektronischen Finessen.
Kurioserweise ist Aurora ausgerechnet bei dem Stück, das am meisten nach Helalyn Flowers klingt, nicht dabei („The Drums Have Been Talking“).
Insgesamt sind Implant wieder mit mittlerer Geschwindigkeit am Werk. Das gibt ihnen ausreichend Gelegenheit, Effekte wirken zu lassen und eine angenehme Stimmung zu erzeugen, bei der man sich gerne in die Stücke „fallen lässt“. Lediglich bei „The Devil Make Me Do It“ wird ordentlich aufgedreht- Rock, Acid Trance- alles drin.

Wer mehr alternative Versionen der neuen Stücke hören möchte, wird auch diesmal nicht allein gelassen. Die Deluxe Version beinhaltet ebenso, wie das reguläre Album, 13 Stücke. 11 davon  sind Remixe, die wieder einmal von namhaften Akteuren und musikalischen Wegbegleitern abgewischt wurden. Dabei dürften die Electroherzen bei Namen wie Suicide Commando, Signal Aout, Armageddon Dildos, 808 Dot und Ad: Key unweigerlich höher schlagen. Natürlich gibt es auch einen Remix von Helalyn Flowers („The Shipwreck“).
Man dürfte also wieder einmal lange Freude an diesem Album haben. Und schaut man sich den Veröffentlichungszyklus der Band einmal an, ist das wohl auch nötig. Nimmt man das merkwürdig zusammengewürfelte „Oxynoxe“ einmal aus, liegt das letzte Album auch schon wieder acht Jahre zurück. Also Jungs, jetzt nur nicht nachlassen!

4/5

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