Album-RezensionMusik

Night Club – Die Die Lullaby

The Ultra Heavy Kylie Minogue

4.5/5

Dark Disco oder wie? Schnallt die Lautsprecherboxen fest, denn was hier an Bässen aufgefahren wird, steht in krassen Gegensatz zum dünnen Stimmchen der Sängerin. Im gleichen Gegensatz steht Emily Kavanaugh ihrem Bandkollegen Mark Brooks rein optisch entgegen. Während sie meist das Outfit einer zugekifften Zombiebraut pflegt, könnte man meinen, das Brooks ein frühzeitig verschollenes fünftes Mitglied von Front 242 ist.
Beste Voraussetzungen also für eine spannende, musikalische Reise?
Wer die beiden Vorgängeralben bereits kennt, wird von dieser Scheibe nicht gerade überrascht werden, denn Schema und Umsetzung sind weitgehend gleich geblieben.

Extrem lässige Melodien treffen auch auf „Die Die Lullaby“ erneut auf fette Synthies und Kavanaugh trällert sich gewohnt launisch durch die düsteren Themen. Obwohl das Wort düster gar nicht so treffend ist.
Thematisch dreht es sich einmal mehr um menschliche Abgründe, um Einsamkeit und Perspektivlosigkeit. So pendeln die Texte ein weiteres mal zwischen Traurigkeit und Morbidität. Und wenn diese in zuckersüße Melodien gegossen werden, weiß man mitunter nicht, was man davon halten soll. Wird hier mit ernsten Themen um des Effektes willen kokettiert? Anderseits liegen Zuckerguss und Depression oft nicht weiter voneinander entfernt. Vielleicht ist es gerade dieser Kontrast, der uns innerlich zu zerreissen droht. Von daher gesehen machen die beiden ihre Sache perfekt.

Die musikalischen Grundelemente und Stilelemente bleiben zwar zu 90% gleich, aber dennoch sind die Stücke abwechslungsreich und interessant genug, das man das Album gern in einem Stück durchhören mag. Das liegt zum einen an den variablen Tempi der Songs, wie auch an den druckvollen, glatten und angenehmen Synths.
Und je häufiger das Album durchläuft, desto mehr arbeiten sich doch die feinen Unterschiede heraus. Besonders auffällig ist dabei bereit der Opener (nach dem überflüssigen Intro) „Die In The Disco“, in bester 70er-Disco-Manier.
Ambivalenz ist Trumpf. Jeder kann glücklich sein, auf wenn er  traurig ist (“Maybe I’m happiest when I’m sad –  is it bad?“ / Civil War)
Wenn Tim Burton Kylie Minogue erfunden hätte, wäre sie wahrscheinlich Emily Kavanaugh. Für Freunde von Goldfrapp, Erasure und der Addams Family unbedingt empfehlenswert.

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