Album-RezensionMusik

Laibach – Revisited

Wer das Gesamtwerk von Laibach verstehen will, muss sich viel Zeit nehmen und keine Angst vor, zunächst verstörenden Klängen und Aussagen, haben. Zum Studium der Arbeiten der Band aus Slowenien gibt es jedenfalls ausreichend Material im Netz oder in Form von Büchern oder Videos.
Anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens trumpft das Kollektiv noch einmal fett auf und werfen eine Sammlerbox auf den Markt, die ihresgleichen sucht.

Wer nun aber keine 150 Euro für die Box ausgeben will und auf die darin enthaltenen Booklets und andere Gimmicks verzichten möchte, kann das Jubiläum dennoch mitfeiern, indem er sich durch die Revisited-CD hört. Diese ist aus dem Package herausgelöst und als Stand-alone, und zum Streaming bereitgestellt worden.
Zwar handelt es sich hier in Wirklichkeit gar nicht um eine Neuerscheinung, denn die Songs sind bereits 2010 in Hamburg produziert worden.

Enthalten sind Stücke vom ersten, selbsbetitelten Album von 1985, welches wiederum bereits 1983 aufgenommen wurde. Damals stand das Künstlerkombinat aufgrund ihres Dissidententums in Jugoslawien noch unter Beobachtung und nicht selten wurden ihre Konzerte untersagt und Tourneen von behördlicher Seite verhindert.
Entsprechend kantig und düster klingen die damaligen Tracks. Verglichen mit den eingängigeren, späteren Alben , wie NATO oder WAT, muss man sich hier mehr Zeit nehmen, um die Stücke zu erfassen. Musik in dieser Form, mit klassischen Blas- und Schlaginstrumenten, in einem progressiven Rock-Kontext, kannte man damals nur von Test Dept., oder vielleicht noch irgendwie von den Neubauten. Laibach sind es jedoch von Anfang an klassischer und intellektueller angegangen und haben es sich mit ihren politischen Anspielungen seit jeher nie nicht leicht gemacht.

Ich war damals von der Wucht der Klänge und der Undurchsichtigkeit der Kompositionen fasziniert und Laibach erster Longplayer lief, genau wie der Nachfolger Nova Akropola auf meinen Plattenspieler rauf- und runter.

Die Neuinterpretation der Songs klingt hier etwas aufgeräumter und besser ausbalanciert. Zum Glück wurde aber vermieden, zu sehr an den Kompositionen herumzuschrauben. Alles in allem hat man sich sehr an die Originale gehalten. Für mich ist Revisited spannend zu hören. Wer später zu Laibach gestoßen ist und hauptsächlich die leichter konsumierbaren Stücke mag, dürfte mit dieser Neuinterpretation nicht viel anfangen können. Wer Laibach aber verstehen will, für den könnte Revisited aber ein aufschlussreiches Puzzleteil sein. 

2020 Mute Artists Ltd. / 12 Titel, 75 Min.

4/5

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