Album-RezensionMusik

Bleached – Don’t You Think You’ve Had Enough?

Hip Hipster, Hurra!

Bei den Clavin-Schwestern ist einiges neu. Zum einen ist ihre Bassisten weg, und zum anderen haben sie dieses Album laut eigenem Bekunden in völliger Nüchternheit geschrieben und produziert. Alkohol ist nach wie vor ein großes Problemfeld bei Musikern, wie man immer wieder vernehmen muss. Zuletzt machte der Gitarrist der Pixies, Joey Santiago die Aussage, das das aktuell in der Entstehung befindliche Album das erste sei, das er nüchtern aufnimmt.
Ich hingegen war beim ersten Hören von ‚Don’t You Think You’ve Had Enough‘ eher ernüchtert, denn Bleached haben auch reichlich am Sound geschraubt.
Hätte ich die Vorab-Single ‚Kiss You Goodbye‘ von einer mir unbekannten Band gehört, wäre das bereits das K.O.-Urteil gewesen. Merkwürdiger Disco-Funk, abgehackte Vocals, irgendwie nervig. Da Jennifer und Jessie aber bereits mit vielen tollen Songs geglänzt haben, sollten sie ihre Chance haben. Und so schlecht ist das Album bei weitem nicht.
Zwar setzen sie nicht mehr so sehr auf Garage Rock (Ausnahme vielleicht ‚Rebound City‘), aber rockige Elemente finden sich auf Titeln wie ‚Awkward Phase‘ oder ‚Daydream‘ reichlich. Das Arrangement ist allerdings poppiger geworden, die Melodien luftiger und man orientiert sich mehr am Mainstream.
Nicht abhanden gekommen ist ihnen allerdings das Talent, Spielarten verschiedener Musikjahrzehnte zusammen zu mischen. 70er Poprock (‚Heartbeat Away‘) findet sich genauso wie 80er Wavepop (‚Somebody Deal 911‘) oder auch die bereits erwähnten Anleihen an Funk und Disco (‚Hard To Kill‘). Die Melodien sind dabei durchweg frisch und unvorhersehbar.
Die Vielfältigkeit hat jedoch die Konsequenz, das Jennifer Clavin stimmlich nicht immer ganz mithalten kann und mitunter etwas quäkig oder gepresst klingt. Wenn man bedenkt, das Bleached aber aus der (gemäßigten) Punkrock-Ecke kommen, kann man nicht unbedingt mit studierten Sängerinnen-Stimmen rechnen und über die weitesten Strecken schlägt sie sich auch ziemlich gut. Trotz des musikalischen Glitters hat sich das Duo ein Fundament an erdverbundenen Gitarren/ Bassläufen erhalten und so entfremden sie sich nicht komplett von ihren Fans. Ob die aber alle diese Entwicklung mitmachen, wird sich zeigen. Wer zu viel verschiedene Gerichte auf der Speisekarte hat, wird schnell beliebig. Ich glaube, das das nächste Album die Entscheidung bringen wird, wie es im Hause Bleached weitergeht. (3/5 • 83%)

Say goodbye
It’s a little late for this
Silly girl, you’ll be missed
Goodbye
Time for growing up
Don’t you think you’ve had enough?
Say goodbye
We used to be the same
Now I’m losing sight of you

Textauszug aus ‚Silly Girl‘

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