Album-RezensionMusik

Rave The Reqviem – FVNERAL [sic]

Mutti ist raus.
Wir erinnern uns: 2013 zogen drei junge Schweden aus, um harte, elektronische Musik zu machen. Mit an Bord war die Mutter des Frontmannes, die die Stücke mit ihren melodischen Einlagen und ihre angenehmen Sopranstimme erdete. Diese Ära endet jetzt mit dem dritten Fulltime-Album der Band.

Ein ‚V‘ für ein ‚U‘

Die PR-Masche war geschickt. Das erste Album wurde kostenlos im Netz verteilt, der ideologische Überbau der Band wurde mit pseudoreligiösen Gedöns aufgepumpt und die Protagonisten traten unter den Namen The Prophet, The Deacon, The High Priest, The Archbishop, und the Holy Mother auf. Darüber hinaus wurden (und werden immer noch) alle ‚U’s‘ in Texten, Titeln und Pressemitteilungen als ‚V‘ wiedergegeben. So weit, so albern.
Inwieweit der Erfolg nun von diesen Maßnahmen abhängt, darüber kann man spekulieren. Fakt ist jedenfalls, das Rave The Reqviem nach wie vor eine Hammermucke bzw. Hammermvcke machen.

Nächstes Level

So eingängig und sympathisch der Gesang der Holy Mother auch war, das die Zeit für einenWechsel reif war, hört man jetzt da The Seraph ihren Platz eingenommen hat. Das bisherige Konzept, das harten und gern auch verzerrten Gesang mit sägenden und hämmernden Beats im Wechsel mit den harmonischen Refrains der Sängerin vorsah, hatte seinen Zenit tatsächlich schon etwas überschritten. The Seraph vermag diesen Aufgabe genau so gut zu lösen, was auch für die Darbietung der älteren Stücke hilfreich ist. Darüber hinaus gereift sie aber viel mehr in das Geschehen in der Songs ein, als die heilige Mutter das konnte oder durfte. So schickt sich die neue gleich auf ‚Skydweller‘ an, den ersten Gesangspart zu übernehmen und der Prophet wandelt sich zum Assistenten. Die Songs scheinen auf ‚Fvneral‘ mehr aus einem Guss zu sein, gemeinsam geben sich die beiden Vokalisten das Mikrofon in die Hand, die Wechsel sind unvorhersehbar und damit sehr erfrischend.
The Seraph beherrscht dabei die lieblichen Parts genau so wie die raueren.

Wer tanzt auf der Beerdigung?

Musikalisch gibt sich die Band auch diesmal keinerlei Blößen. Harte und straffe Arrangements mit maschinengewehrähnlichen Beats und harschen Gesangseinlagen sind auch diesmal Programm, Kraft und elektronisch geschickte Programmierelemente bilden den typischen RTR-Sound.
Darüber hinaus vermeidet man zugunsten einer komplexeren Melodiestruktur den instrumentalen Overkill, der hin- und wieder auf älteren Stücken vorhanden war. Und so gehen einige Tracks schon in Richtung Goth-Rockpop. Kitsch ist aber dennoch nicht zu erwarten, weil dafür die Stücke schlichtweg zu hart und der Sound zu einschneidend ist.
Die Schweden haben sich eine Nische zwischen Gothrock, Metal und Harsh Electro freigespielt, die es so kein zweites Mal gibt.
Wenn sie so weitermachen, dürfen sie in Zukunft gerne noch mehr Buchstaben verdrehen und sich meinetwegen die Namen der Teletubbies geben.
Und falls das Album deshalb ‚Fvneral‘ genannt wurde, weil es damit den Abschied der bisherigen, statischen Vorgehensweise ihres Songwritings beschreibt, ist es absolut treffend. Dem musikalischen Tod war die Band aber nie weiter entfernt als jetzt. Tolles Album. (5/5 • 90%)

Rave The Reqviem

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CD 10/2018, Out Of Line (OUT 945), 11 Tracks

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