Album-RezensionMusik

VNV Nation – Noire

Ein neues Album von VNV Nation ist immer eine Nachricht wert. Wenige Bands haben der dunklen Electroszene derart viele und unvergeßliche Hymnen mit Ohrwurmcharakter und Gänsehaut-Feeling geschenkt. 
Zwar ebbte meine ganz große Leidenschaft seit dem 2009er Album ‚Of Faith, Power And Glory‘ ab, als die Band sich immer mehr dem kantenlosen Dudel-Futurepop näherte. Der Albumtitel ‚Noire‘ ließ mich allerdings wieder hoffen. Denn um den letzten Albumtitel von Leonard Cohen zu zitieren: ‚You Want It Darker‘. Und ja, genau, das wollte ich. 
Und mit dem Opener ‚A Million‘ schlägt Ronan Harris genau in die Kerbe. Mehr ‚Praise The Fallen‘, mehr unheilvolle Stimmung, mehr Eigenwilligkeit. Auch ‚All Our Sins‘ haut in diese Kerbe, ein ganz starkes Stück am Ende des Albums. Für die melodienverliebten Schunkler gibt es Songs wie ‚When Is The Future‘, das zugegebenermaßen richtig gut klingt, aber zum einen zu lang ist und zum anderen nicht wirklich neu. Und dieses Dilemma zieht sich weiter durch das Album. Produktion auf höchstem Niveau, auf den Punkt programmiert und durchweg modern präsentiert. Man kann Harris, der mittlerweile zur One-Man Show geschrumpft ist, überhaupt keinen Vorwurf machen das das Album nach VNV Nation klingt, denn das soll es ja auch. Aber den großen Aha-Effekt, den er beispielsweise noch 2002 mit ‚Futureperfect‘ erhaschen konnte, weil man eine solche Synergy von Dark Electro und Synth Pop noch nie gehört hatte, kann man eben nicht mehr wiederholen. Mittlerweile sind viele Bands auf den Futurepop-Zug auf (und auch wieder ab-) gesprungen, und zeigten ebenfalls das dieses Genre kein Hexenwerk ist. Und auch wenn VNV Nation nach wie vor das Sahnehäubchen darstellen, bleibt die Hysterie zurecht darüber aus. 
‚Noire‘ pendelt zwischen gut konsumierbarer Musik (‚Wonders‘, ‚God Of All‘, ‚Only Satellites‘) und etwas forscheren Stücken (‚Immersed‘, ‚Lights Go Out‘), die aber auch niemanden verschrecken, aber immerhin die Spannung aufrecht erhalten. Ansonsten gibt es die VNV Nation- typischen Instrumentale, die alle ihre Alben sinnlos auf Länge aufpusten und diesmal mit ‚Nocturne No. 7’ ein völlig überflüssiges Klavierstück, das einfach nur deplatziert ist. Vielleicht wurde es auf ‚Resonance‘, dem Vorgängeralbum für Orchester schlechtweg vergessen.
Insgesamt verprellt ‚Noire‘ also niemanden, ist aber auch kein Kandidat für das Album des Jahres. Jeder, der VNV Nation mag, sollte etwas für sich finden, und wer weiß, vielleicht erscheinen noch ein paar schön Remixe, die den ein oder anderen Song noch einmal aufpeppen. (3/5 • 69%).

VNV Nation
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