KurzvorstellungenMusik

Andy White – The Guilty & The Innocents

Ich habe Andy White’s Debütalbum ‚Rave On’ im Erscheinungsjahr 1986 gekauft und es geliebt. Der Nachfolger ‚Kiss The Big Stone‘ hatte es mir allerdings schon viel weniger angetan, und so verschwand der Musiker aus Nordirland von meinem Radar.
Dreißig Jahre und vierzehn (!) Alben (plus einer Compilation und einem Box-Set) später stolpere ich nun dank dem Musikstreaming über das 2018er-Werk White’s und schäme mich ein wenig, ihn vergessen zu haben.
Dabei macht der Singer/ Songwriter an und für sich nichts anderes als zu Anfang seiner Karriere. Er singt über Liebe und Politik, und ist dabei abwechselnd romantisch und sarkastisch. Ging es damals zum Beispiel um den Nordirland-Konflikt (‚Religious Persuasion), so kümmert sich der Barde heute um den aktuellen US-Präsidenten (‚This Is Not A Television Show‘, ‚Mean Mofo‘) oder den Vorsitzenden der Labour Party (‚Jeremy‘), mit jeweils unterschiedlichem Sympathiegrad. Aber auch der Hund von Johnny Depp darf als Metapher herhalten.
Wer die Musik von Andy White zum ersten Mal hört, mag glauben, das es sich um harmlosen Folk/Pop handeln mag. Man hört weiche Klavierakkorde, Cello und Mundharmonika, zurückhaltende Drums und die stromlose Gitarre. Aber auch die angenehme und immer nur ganz leicht belegte Stimme Whites, die niemals wirklich ausbricht, kann nicht darüber hinweg täuschen, das sie aus dem Körper eines Punkrockers entspringt. Der Nordire spricht ein sehr sauberes und größtenteils einfaches Englisch, so das man sich an den Texten erfreuen kann, ohne ein Sprachgenie sein zu müssen. Das Zuhören lohnt sich in jedem Fall, denn White ist ein Virtuose des beiläufigen Sarkasmus.
Und wenn er von einer abgehängten Gesellschaft, Flüchtlingen oder Hoffnungslosigkeit und Gewalt singt, treffen den Hörer Melancholie und Dunkelheit direkt ins Herz. Der Inhalt aus Ernsthaftigkeit, verpackt in melodischem Folk mit Blues und Punk-Anleihen machen ‚The Guilty & The Innocent‘ zu einem Album, in das man unbedingt einmal hinein hören sollte.
Ich bin dann mal weg, um die Andy White-Alben der vergangenen Jahre zu erkunden. (4/5 • 66%)

AndyWhite.com

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