Album-RezensionMusik

Kirlian Camera – Hologram Moon

David Letterman gehört jetzt zu Kirlian Camera? Nein warte, Angelo Bergamini übt schon einmal für Nikolaus. Leider hat nicht nur er einen Bart, sonder mittlerweile auch die Musik der 1980 gegründeten Band. Immer wieder hoffe ich, das sie auf dem kommenden Album ein paar neue Kracher heraushauen, um dann ernüchternd festzustellen, das erneut über weite Strecken Unentschlossenheit und Belanglosigkeit verwaltet wurden.
Nach fünf Jahren Pause, unterbrochen von einer Best Of-Scheibe, kündigte die italienische Dark-Electroband ihre Rückkehr in Form einer Zusammenarbeit mit Covenant, sowie ein neues Lebenszeichen ihres Seitenprojektes Spectra Paris an. Zum deren Album ‚Retro Machine Betty‘ habe ich hier ein paar Worte geschrieben. 
Der Song ‚Sky Collapse‘ mit Sänger- und Covenant-Frontmann Eskil Simonsson wurde im Vorweg veröffentlicht und ist tatsächlich sehr unterhaltend. Zu hören gibt es druckvollen Futurepop und ein gelungenes Duett mit Sängerin Elena Fossi. Das dieses Stück allerdings unter Kirlian Camera erscheint, ist eher trügerisch. Viel besser hätte es auf das letzte Covenant-Album gepasst. Es würde mich auch nicht wundern, wenn es aus der Feder der schwedischen Band stammt. Wahrscheinlich wollte das Label Dependent, bei dem sowohl Covenant, als auch Kirlian Camera beheimatet sind, es aus marketingtechnischen Gründen lieber bei den Italienern als Lockvogel sehen. 
Es findet sich auf „CD2“ unter dem Namen ‚La Caduta Del Cielo‘ eine in italienisch gesungene Version, die durchaus ihren Reiz hat. Hier fehlt der Schwede natürlich. Simonsson darf dann in ‚Polar-IHS’ auch noch ein zweites Mal (zumindest an die Regler) ran. Entstanden ist ein schönes Electro-Wave Stück, erfrischend wie eine klare Winternacht.
Dunkel wird’s dann aber zumeist bei den anderen Stücken, und zwar nicht stiltechnisch, sondern was die Qualität der Kompositionen betrifft. Sei es zahnlos vor sich hinplätschernd bei ‚Lost Islands‘ oder auf der Stelle tretend in ‚The Storm‘. Ganz schlimm wird es mit Songs wie ‚Too Many Friends‘, einem Italo-Disco-angehauchten Song, der, wenn man ihn sich mit deutschen Text vorstellen würde, auf NDR 1 laufen könnte. Elena Fossi kann man insgesamt auch diesmal keinen Vorwurf machen, sie singt sich gewohnt souverän und lieblich durch die schwachen Konstrukte, zu retten vermag sie diese allerdings nicht. Lediglich beim hingehauchten ‚Traveler’s Testament‘ kann sie mich nicht überzeugen. Zu ihr gehört natürlich auch der starke italienische Akzent, den man irgendwie schon lange lieb gewonnen hat. Was allerdings Bergami gesangstechnisch abliefert, ist (beabsichtigt?) peinlich und klingt wie eine Sprachstunde beim Logopäden. Passenderweise ist das Stück mit ‚I Don’t Sing‘ betitelt. Dann gibt es noch ein paar Instrumentale geschenkt, die man direkt aus Mediathek löschen kann und den ein oder anderen bestenfalls mittelmäßigen Song. Dem Album mangelt es an Druck und Spannung, die elektronischen Spielereien wirken auf mich meist uninspiriert und zeitfüllend. 
Wie sich dieses Album lange Zeit an der Spitze der DAC halten konnte, erschließt sich mir nicht und ich schreibe diese Kritik eigentlich auch nur, um den vielen Lobhudeleien im Netz einmal etwas Kontrast entgegen zu setzen. Also bitte, rasiert den Bart wieder ab und hängt Euch ich mal richtig rein.
Da der Geschmack bekanntermaßen im Ohr des Hörers liegt, darf weiter gerne einmal hineingehört werden. (2•5 / 58%).

Kirlian Camera


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