Album-RezensionMusik

Covenant – The Blinding Dark

Vielleicht hat sich das Label etwas anderes gewünscht. Mehrmals wird im Pressetext darauf hingewiesen, das ‚The Blinding‘ nicht zu den Hitlieferanten der Band zählen wird. Durch den ungeschliffenen Charakters soll es aber viel Tiefe und Langlebigkeit besitzen. Die Spannung läge im Titel, in der stilistischen Weiterentwicklung und in der Thematik des Albums. Naja, Vorschusslorbeeren klingen anders.
Zunächst einmal ist mir ziemlich gleichgültig, welches Thema Covenant aufmacht. Meinetwegen kann Eskil Simonsson auch über die Kochrezepte oder Einhörner singen. Düstere Überwachungsszenerien und Kriegs- und Vertreibungsgeschichten sind ja nun in diesem Genre wahrlich nichts Neues.
Und ich glaube auch nicht, das die Hits der Band wegen ihrer Eingängigkeit weniger langlebig sind. Covenant haben mit Songs wie ‚Bullet‘, ‚Call The Ships To Port‘ oder ‚Dead Stars‘, um nur drei zu nennen, Ohrwürmer für die Ewigkeit geschrieben und sich im Olymp des anspruchsvollen Synth Pop eine festen Platz gesichert.
Den Vorgänger ‚Leaving Babylon‘ von 2013 fand ich tatsächlich aber auch nicht wirklich überzeugend. Irgendwie ziel- und mutlos kam er mir vor. Aber ist das aktuelle Album wirklich so ein Problemkind, das selbst die eigene Plattenfirma nicht in die gewohnten Jubelstürme ausbrechen mag, im Grunde genommen sogar davor warnt? Mitnichten.
Mit ‚The Blinding Dark‘ findet die schwedische Band wieder zurück in die Spur und präsentiert einen wuchtigen Sound, tiefdunkel treibend und stampfende, sich zu großartigen Klangteppichen verwandelnde Beats und zeigen die technische Klasse der Soundtüftler. Mit an Bord ist seit geraumer Zeit wieder Daniel Myer (Haujobb usw.). Ich habe das Gefühl, das dieser mittlerweile besser verstanden hat, wie Covenant im Ohr des Hörers klingen soll. Obwohl der Klangkosmos der Band mit ihm dazu gewonnen hat, klingen Covenant stets wie sie selbst. Bereits mit dem ersten Stück (nach dem Intro) ‚I Close My Eyes‘ fährt man klanglich alle Geschütze auf. Es ist das eingängigste Stück der Scheibe und zeigt eindrucksvoll, das Covenant jederzeit eine solche Perle raushauen können. Simonsson besticht, wie diesmal übrigens auf allen Songs, durch die starke Stimme, die man von ihm hören will. Fein justiert, dennoch sowohl kräftig als auch wehmütig an den richtigen Stellen.
Auch das unterkühlte und technoid anmutende ‚Cold Reading‘ ist ein Stück, das mich sofort eingenommen hat. ‚Dies Irae‘ ist dagegen ein langsameres Stück, das durch seine  unaufgeregte Melodie eine angenehme Verschnaufpause mit sich bringt, aber dennoch klasse produziert ist und unter anderem ein paar schöne Stimmsamples beinhaltet. ‚Sound Mirrors‘ hatte ich im September bereits vorgestellt. Die größte Überraschung indes ist aber ‚A Rider On A White Horse‘, eine Coverversion eines schleppenden Lee Hazlewood-Songs aus den Siebzigern. Das Lied kommt so herrlich düster und mit weiblicher Begleitung daher, das ich es sofort zu meinen Lieblings-Covers der Band neben dem ‚Leiermann‘ legen möchte.
‚The Blinding Dark‘ ist ein wirklich gutes Album des seit mittlerweile eines Vierteljahrhundert umtriebigen Trios, auch wenn man sich vielleicht über die Sinnhaftigkeit der drei Instrumentale streiten kann. Und das man Pressetexten nicht nur mißtrauen sollte, wenn sie Veröffentlichungen über den grünen Klee loben, ist hiermit auch bewiesen.

 

 

covenant.se


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