Und was war sonst? Oktober 2016

Alternative Rock
Pixies – Head Carrier  (USA)
Unverkennbarer Sound, und eine bunte Mischung aus Eingängigkeit, Kraft und Spielfreude. ‚Head Carrier‘ ist ein gutes Album geworden, ein richtig gutes. Und obwohl das so ist, sind die überwiegend messianisch anmutenden Kritiken doch ein bisschen zu viel des Guten. Denn diesen Stil hat die Band nicht erst auf diesem Album erfunden, sondern bereits Ende der 80er. Ich glaube, wäre ‚Head Carrier‘ direkt nach ‚Trompe Le Monde‘ (1991) erschienen, wären wir alle etwas ernüchtert gewesen. So aber spielen die Pixies durch ihre lange Abwesenheit und die Sehnsucht nach Neuem offene Türen ein. (4/5 • 81%)
http://www.pixiesmusic.com

Synth Pop
Scheuber – The Me I See (D)
Das Project Pitchfork Urgestein Dirk Scheuber lässt sich mal gehen und veröffentlicht ein Soloalbum. Das klingt jetzt etwas ignorant in Anbetracht dessen, das gesundheitlich die letzten Jahre nicht zu seinen besten gehörten. So kann man diesen Schritt auch ein wenig als Selbsttherapie verstehen. Herausgekommen sind großartig arrangierte elektronische Stücke mit Melodie. Statt Holzhammer steht hier die Harmonie im Vordergrund. Dazu kommt die sanfte Stimme Scheuber’s,  die zwar nicht immer  ganz tonstabil ist, aber sehr angenehm zu hören ist und mich mitunter an APB’s Stephan Groth erinnert. Manchmal wünsche ich mir, er würde etwas mehr aus sich sich herauskommen. Das hätte das Album insgesamt etwas abwechslungsreicher werden lassen. Auch eine weiblich Unterstützung in den Refrains hätte ich mir gut vorstellen können. Alles in allem aber ein Album, aus dem ich immer gerne Stücke in eine Playlist einstreue. Für Freunde des geradlinigen Synth Pop’s mit der Freude an Melodien ein klarer Tip. (3/5 • 54%)
https://www.scheuber-music.de

Rock
The Pretty Reckless – Who You Selling For (USA)
Taylor Momson hat den Soul. Der heavy Gitarrensound und Stücke wie ‚Oh My God‘ täuschen gelegentlich darüber hinweg, aber The Pretty Reckless spielen in Wahrheit kräftigen Alternative Rock, der auf einem Fundament aus B
lues und Soul errichtet ist. Momson hat darüber hinaus mit dem dritten Album ihre stimmliche Qualität noch einmal weiter ausgebaut und endgültig ihre wahre Bestimmung in der Musik gefunden. ‚Who Are You Selling For‘ klingt organischer und spontaner als der Vorgänger und ist ein klarer Schritt nach vorne. (3/5 • 57%)
http://www.goingtohell.xxx
Interview auf Radio1 (Podcast)

Synth-Pop
Foretaste – Space Echoes (F)
Auf diesem Konzeptalbum bereist das französische Duo das Weltall. Musikalisch klingt das nach analogen Synthies und textlich nach sehnsüchtigen Weltraumträumerei vergangener Jahrzehnte. Trotz des ordentlichen Arrangements kommt das Album nicht aus dem Mittelmaß heraus. Der Gesang ist zu gleichmäßig und auch auch die dramatischen und kraftvollen Momente hätte man besser ausarbeiten können. Foretaste klingen ein wenig wie eine Mischung aus Client und Parralox, allerdings viel braver. Wer aber auf klassische synthetische Musik mit ein wenig Pathos steht sollte sich mit dieser Weltraumoper anfreunden können. (2/5 • 45%)
http://www.foretaste-music.com

Darkwave
Ritual Howls – Into The Water (USA)
Dunkle Gitarren, Drumcomputer, ein bißchen Death Disco. Der Bass wabert vor sich hin, und mit ihm und dem düsteren Gesang erinnern mich die Ritual Howes ein wenig an Red Lorry Yellow Lorry. Ein Trip in das Unbekannte und ausweglose, manchmal ein wenig zu sehr in sich selbst verloren, bleibt die Scheibe durch die verschiedenen Tempi und Samples ausreichend spannend. Anspieltipp: ‚Bound By Light‘. (3/5 • 89%).
http://ritualhowls.com

Alle hier vorgestellten Titel lassen sich durch ein Klick auf das entsprechende Cover vorhören.