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Nina Diaz – The Beat Is Dead

ninadiazalbum_custom-c3814d8066448b16fed21769eed1e47dae238ad7-s600-c85Nina Diaz ist mit 13 Jahren von ihrer Schwester Phanie in ihre Band Girl In a Coma als Sängerin geholt worden. Die Band, mit der Nina bekannt werden sollte. Die Band, die Joan Jett auf ihr Plattenlabel holen und zahlreiche Independent Musikpreise gewinnen würde. Und schließlich auch die Band, von der Nina Diaz fast zerstört wurde.
Sie hat in dieser Zeit ein Best of an Drogen genommen und driftete immer mehr ab, ohne das andere davon Notiz nahmen. Ein Ereignis rund um den Tod ihrer Großmutter ließ sie schließlich aufschrecken und Nina Diaz wurde clean. Von dieser Zeit handelt dieses Album.
Bereits vor der Veröffentlichung von ‚The Beat Is Dead‘ sind Live-Performances ihrer Stücke auf den Videoplattformen dieser Welt aufgetaucht. ‚Rebirth‘ ist eines davon, ein fantastisches Rhythmusmonster zwischen Punk Cabaret und Latin Pop. Oder auch ‚January 9th‘, ein Stück mit ausgeklügelter und Melodie und Dynamik, das ihrer bisherigen Musik nahe kommt, aber viel differenzierter produziert wurde.
Bereits diese beiden Titel waren für mich der Beweis, das Diaz’s Entscheidung, den Solopfad einzuschlagen, goldrichtig war. Für die kleine Person mit der wilden Stimme, die zwischen Schärfe und Lieblichkeit wandelt, ist der musikalisch begrenzte Horizont von Girl In A Coma schlichtweg zu klein geworden. Während die beiden anderen Mädels der Band mit einer anderen Sängerin (die ziemlich grausam singt) unter dem Namen Fea unterwegs sind, und dem Punkrock verhaftet bleiben, bricht die kleine Schwester zu neuen Horizonten auf.
Ein offizielles Video erschien dann auch noch kurz vor dem Album. ‚Trick Candle‘ ist eine Hommage an den INXS-Sänger Michael Hutchence und klingt nach einem schlechtem Disco-Gitarren-Hybrid. Das Video mit einer von links nach rechts lasziv tanzenden Nina Diaz auch eher etwas peinlich. Kurzfristig wuchs in mir die Befürchtung, das hier der gleiche Fehler begangen wird, den Kristin Kontrol mit ihrer Soloplatte begann, als sie sich von den Dum Dum Girls befreit hat. Glücklicherweise bleibt ‚Trick Candle‘ aber der einzige musikalische Ausrutscher. Nina Diaz steht weiterhin für die rockige und punkige Richtung. Auf ihrem Debütalbum gelingt es ihr aber erstaunlich gut, dieser Seite immer wieder unter Anreicherung zahlreicher Elemente aus New Wave und Pop neue Facetten zu entlocken.
Gut konsumierbar und melodiös kommen ‚Queen Beats King‘ und ‚Fall In Love’ rüber, ohne dabei langweilig zu sein. ‚Young Man‘ wird dann wieder etwas bissiger und mit ‚It‘ schafft es Diaz einmal mehr, ihre Rotzigkeit mit schönem Gitarrenteppich in Szene zu setzen. Das eindringliche ‚Screaming Without A Sound‘ setzt in Sachen Härte noch eins drauf und läßt textlich den Spaß beiseite. Ein weiteres kräftiges Stück ist ‚Down‘. Aber auch die vermeintlich ruhigen ‚Dig‘ und ‚For You‘ bergen eine schöne Dramatik und Komplexität. Das Album schließt mit dem instrumentell sehr herunter gebrochenen und über weite Teile gesprochenen bzw. gerufenen ‚Morticians Musician‘ und entlässt den Hörer mit dem Gefühl, das Nina Diaz angekommen ist. Angekommen in ihrem eigenen musikalischen Kosmos.
Mit ihrem Solo-Debüt hat sie es geschafft, neue musikalische Wege zu gehen, ohne sich selbst oder ihrem bisherigen Schaffen untreu zu werden. Mit geschickten Arrangements öffnet sie sich jetzt Türen, die vorher mit ihrer Band verschlossen bleiben sollten. Und auch wenn ich auf ein paar ‚oh-oh-uh-uh’s‘ und ‚eh-eh-ah-eeh’s‘ hätte verzichten können, bin ich absolut begeistert und mehr als zufrieden, das die beinahe fünfjährige Durststrecke überwunden ist.

http://www.ninadiazmusic.com
https://twitter.com/ninadiazmusic
http://www.pledgemusic.com/projects/ninadiaz

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