Album-RezensionAllgemeinMusik

Pig – The Gospel

a1489182465_16Raymond Watts war bereits seit einiger Zeit von meinem Radar verschwunden. Ende der Achtziger legte ich mir das Erstlingswerk ‚A Poke In The Eye‘ zu. Ein spannendes Album im Stil des elektronischen Industrial der damaligen Zeit.

Als er dann gemeinsame Sache mit KMFDM machte, wurde ich wieder hellhörig. Ein Klassiker aus seiner Feder ist dabei sicherlich ‚Juke Joint Jezebel‘ vom Album ‚Nihil‘. Watts hat im Laufe seiner musikalischen Reise mit vielen Szenegrößen, wie zum Beispiel Foetus, den Einstürzenden Neubauten, NIN oder Psychic TV zusammen gearbeitet. Seine eigenen Werke unter dem Etikett Pig oder Schwein (mit Sascha Konietzko) habe ich nur noch ganz am Rande verfolgt. Offen gesagt ging mir sein großspuriges und bisweilen schmieriges Auftreten auf die Nerven. Nun ist the mighty swine aber wieder da und ich muss gestehen, das ich ihn hätte vermissen sollen.
Zur Vollendung von ‚The Gospel‘ holte sich Watts illustre Gäste an Bord. Mit En Esch und Guenter Schulz zwei der ewigen besten KMFDM-Musiker aller Zeiten, und einigen anderen, wie Z. Marr von Combichrist, entstand ein Album, das man sich anhören sollte.
‚The Gospel‘ ist bester Industrial Rock einer Zeit, der ich manchmal nachtrauere. Viel
schichtiger und verschlungener als das übliche, seelenlose Gestampfe vieler Bands und auch spannender als die letzten Outputs von KMFDM. Oh Verzeihung, die sind natürlich eine Konzeptband daher sicherlich nicht vergleichbar.
Gesangstechnisch kann man sicherlich Referenzen wie J.G. Thirlwell oder einen bösen Frank Tovey (‚Found In Filth’) ziehen, vermischt mit Watt’s typischen diabolischen Rattenfänger-Singsang. Bereits der Opener ‚The Diamond Sinners‘ zieht die Hörer mit seinem Prozessionsähnlichen Rhythmus in seinen Bann; ein geschickt gesponnener elektronischer Gospelsong. Überhaupt bewegt sich das neue Pig Album gerne im mittleren Umdrehungbereich. Gespickt mit einer Menge an elektronisch präzise gesetzten Spielereien und interessanten Gesangseffekten sind die Stücke vielschichtig und dennoch einprägsam. Immer wenn man zunächst denkt, das das gerade begonnene
Stück anstrengend werden könnte, vermag es unsere Schweinigkeit, dieses in ein durchdachtes und schlüssiges Ganzes zu wenden. Dabei halten sich Elektronik und Gitarren, genau so wie Härte und Eingängigkeit insgesamt die Waage. Die größten Gegenpole sind vielleicht das sehr quälerische ‚The Fly Upon The Pin’ im Gegensatz zum Beinahe-‚Holt die Feuerzeuge-zum-Schwenken-raus‘ Song ‚Missing The Mainline. Das Esch und Schulz mit an Bord sind ist unüberhörbar und das ist sehr gut so. Hier arbeiten mindestens drei Musiker zusammen, die sich gegenseitig kennen und aus dem gleichen Kosmos stammen. Vielleicht zeugen die Songs von einer Idee, wie KMFDM heute klingen könnte, wenn Raymond Watts noch mit an Bord wäre.
Allerdings ist es gut, das dies nicht der Fall ist. Denn warum sollte sich mit einer Ausführung zufrieden geben, wenn man beide haben kann?

http://pigindustries.com/
https://twitter.com/raymondwatts

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