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Jack & Amanda Palmer – You Got Me Singing

jack-amanda-palmerDie Hochzeit mit Neil Gaiman, das Buch, das Kind, eine Reunions-Tour als Dresden Dolls, dazwischen ein paar einzelne Stücke mit verschiedenen Künstlern. Und jetzt ein Album mit… Papi?

Wenn man über Amanda Palmer spricht, erwartet man nicht selten das nicht zu erwartende. Und das aus gutem Grund: In den letzten Jahren war die amerikanische Performerin umtriebig als gäbe es kein morgen. Bei ungebrochener Dauerpräsenz in den sozialen Medien und mithilfe einer treuen Fangemeinde hat sie sich die absolute künstlerische Freiheit erspielt und sich auch den dafür nötigen Spielraum geschaffen. Über die Crowdfunding-Plattform Patreon finanzieren zur Zeit (Stand August 2016) über 8.000 Menschen jeden ihrer künstlerischen Outputs mit über 30.000 $.
So faszinierend wie das Phänomen Amanda Palmer als Marke sind aber auch ihre Werke. Der neueste Streich ist nun also die Platte mit Jack Palmer.
Amanda Palmer hatte lange ein zwiespältiges Verhältnis zu ihrem Vater. Dieser verließ ihre Mutter als Amanda knapp ein Jahr alt war. Von der schwierigen Beziehung zeugt unter anderem auch der Song ‚Half Jack’ der Dresden Dolls (mehr dazu in dem wundervollen Text aus ihrem Blog http://amandapalmer.net/you-got-me-singing/).
Zwar trafen sich die beiden in den letzten Jahren immer mal wieder, aber erst nach der Geburt ihres Sohnes Anthony fand die eigentliche Versöhnung statt.
So entstand das Album ‚You Got Me Singing’, ein Werk mit Coverversionen von, mir mehr oder weniger bekannten Künstlern. Stücke, die sich die beiden sorgsam aussuchten.
Das Album eröffnet mit dem Titelsong. Ein Stück, das Leonard Cohen vor erst vor zwei Jahren selbst veröffentlichte und für mich gleichzeitig das stärkste ist.
Aber auch ‚1952 Vincent Black Lightning’ von Richard John Thompson hat es mir angetan.

Instrumentell sind alle Songs sehr heruntergebrochen und leben hauptsächlich von Gitarre, Klavier, Ukulele und Glockenspiel. Gesanglich sind die Stimmen der beiden sehr unterschiedlich gefärbt. Während Jack Palmer als Kirchenchorsänger sehr betont und klar singt (was ich nicht so sehr gewöhnt bin), fährt seine Tochter natürlich mehr auf der theatralischen Schiene und klingt eher dunkler. Daher sind die Passagen, in denen beide gleichzeitig zu hören sind, zunächst gewöhnungsbedürftig, aber nicht unangenehm. Die Stimmung der Songs ist sehr ruhig, emotional und warm (Musterstück: ‚I Love You So Much’). Wenn die Palmer ihre Ukulele heraus holt und in ‚All I Could Do’ autobiografisch wird, bricht die Stimmung etwas aus, was dem Album auch gut tut. Es braucht dennoch etwas Durchhaltvermögen, wenn man die Scheibe in einem Stück durchhören möchte. Vielleicht funktioniert das im Winter besser, mal sehen. ‚Black Boys On Mopeds’, das ich schon ich im Original von Sinead O’Connor nicht leiden konnte, wird allerdings in dieser Version auch nicht besser, traurige Geschichte hin oder her.

Wer sich auf eine ungewöhnliche Mischung von Folk und Country mit choralen Klängen und vorsichtiger Punkattitüde einlassen möchte, ist mit diesem Album gut beraten. Einfach mal reinhören.

JackAmanda

http://amandapalmer.net/you-got-me-singing/
https://twitter.com/amandapalmer
https://www.instagram.com/amandapalmer/

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the making of YOU GOT ME SINGING – with Jack & Amanda Palmer from Amanda Palmer on Vimeo.

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