Kristin Kontrol – X-Communicate

5. Juni 2016 Matthias

„Wenn ich etwas absolut kann, macht es überhaupt keinen Sinn mehr, es zu tun.“ Diesen Ausspruch philosophierte sich einst Yello’s Dieter Meier zusammen. Das mag aus künstlerischer Sicht durchaus überlegenswert sein, in der Realität ist ein solches Handeln meist nicht umsetzbar. Selbst im musikalischen Bereich sollte man sehr vorsichtig sein, will man nicht seine Hörer verprellen. Dee Dee von den Dum Dum Girls hat es dennoch gewagt. Leider, muß ich sagen.Gerade als Kristin Gundred mit ihrer Band auf der Überholspur war und sich mit ihrer Mischung aus Garage-Rock und Shoegaze eine wachsende Fangemeinde erspielte, besann sie sich zu einem Kurswechsel. Als Kristin Kontrol geht sie nun eigene Wege und spielt Pop. Das mögen alle Leute.
Leider nicht wirklich. Das Gespür für gutes Songwriting hat sie natürlich nicht verloren, aber das Korsett, in dem ihre Kompositionen stecken, ist nicht mehr maßgeschneidert, sondern geht in Richtung Massenware. Mit eine bißchen guten Willen kann man die Songs unter Dark Pop einsortieren. So kommt ‚Show Me‘ noch mit einer griffigen und angenehm unrunden Melodie daher, ‚X-Communicate‘ ist dagegen eine Ausgeburt der Eurodisco-Hölle. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es allerlei durchschnittliches. Stört niemanden, braucht man aber auch nicht. Zudem fällt nun auch Gundreds schmale Stimme auf. Im Dum Dum Girls Sound ist sie besser eingebettet, und wird vom Gitarrenlärm getragen. Hier hangelt sie sich ungeschützt durch die drögen Discobeats und wirkt seltsam quakig.
Offen bleibt also, wer sich das anhören wird. Eigentlich kann die Sängerin mit diesem Werk nur auf diejenigen hoffen, die treuherzig jedem Lebenszeichen aus dem Dum Dum Kosmos folgen. Eine große, neue Hörerschaft kann ich mir nicht vorstellen, dazu verharrt X-Communicate zu sehr in der Nische und bietet keine richtigen Höhepunkte.
Sie soll sich gerne verwirklichen, gegen ein Seitenprojekt ist nichts zu sagen. Aber bitte, Dee Dee: Lass die Dum Dum Girls nicht sterben.