PJ Harvey – The Hope Six Demolition Project

23. April 2016 Matthias

Inspiriert von ihren Reisen durch den Kosovo, Afghanistan und Washington, sang Polly Jean Harvey dieses Album in öffentlichen Sessions ein. Heraus gekommen ist ein Werk, das trotz unverblümter Sozialkritik musikalisch genießbar bleibt. Die Verschrobenheit der Songs machen dabei den besonderen Reiz aus.Die englische Singer/ Songwriterin betont, das ihre Texte keine Reportagen ihrer Reiseerlebnisse sind, sondern vielmehr eine ein Gesamtbild ihrer Gefühle und Eindrücke. Da PJ Harvey aber seit jeher ihre künstlerische Freiheit genießt und nicht dafür bekannt ist, ein Blatt vor den Mund zu nehmen (siehe ‚Let England Shake‘ von 2011), so sind ihr auch diesmal wieder einige Anfeindungen sicher. Lokalpolitiker aus Washington beklagten sich bereits über den Song ‚The Community Of Hope‘, in der ein Stadtteil nicht gut wegkam. Das zeigt immerhin, wie wichtig PJ Harvey mittlerweile in der Kulturszene genommen wird. Viel Feind, viel Ehr‘ mag man da sagen, aber vielleicht sollte man all dem auch keinen zu hohen Stellenwert beimessen.
Interessant ist, das die musikalische Ausprägung des Albums trotz der Schwere der Themen alles andere als schwer zugänglich ist. Zugegeben, Harvey präsentiert auf diesem Album eine wilde Mischung aus Bluespunk, Freejazz, Folk aber auch erwartbaren Alternative Pop.
Es ist zunächst, auch aufgrund des teilweise überladenen Arrangements, Herausforderung genug, sich durch das ganze Album zu hören. Aber gerade diese unterschiedliche musikalische Herangehensweise macht neugierig. Immer wieder bekommt man das Gefühl, das gleich, wahlweise, eine Brassband, ein Gospel Chor oder Tom Waits um die Ecke biegen, um noch einen drauf zu setzen. Harvey Stimme setzt sich wohltuend, vom Bläser getränkten Sound ab und auch an den Männerchor gewöhnt man sich relativ schnell. Das eingängigste Stück ist sicherlich ‚The Wheel‘, aber auch der rohe Sound von ‚The Ministry Of Social Affairs‘ wirkt hypnotisch, und ist, ebenso wie das entschleunigte und ‚River Anacostia‘ ein Anspieltip.