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They Might Be Giants – Phone Power

tmbg phone cover PLIch kann es nicht sein lassen. Es geht einfach nicht. Nachdem ich mit den letzten Alben der beiden Johns sehr haderte, hätte ich einfach gepflegt über die nächsten Ergüsse hinweg hören soll. Jetzt ist das dritte Album innerhalb eines Jahre erschienen. Ich habe es natürlich gehört und muss darüber schreiben. Vielleicht ist es auch die Sturheit, begreifen zu wollen, das die guten Zeiten von They Might Be Giants längst vorbei sind. Ich nenne es zu meinem Selbstschutz chronische Beharrlichkeit. Die Hoffnung stirbt eben zuletzt. Vielleicht möchte ich auch einfach nicht wahrhaben, das sich etwas, das mich musikalisch so lange begleitet hat, langsam verglüht.
‚Phone Power‘ ist die dritte Sammlung der Dial-A-Song Veröffentlichungen von 2015 und nach Angaben der Band ihr 23. Studioalbum. Über Clean habe ich berichtet. Das anschließend erschienende ‚Why?‘ ist ein Album für Kinder (ihr fünftes) und war für mich singtechnisch irrelevant.
‚Phone Power‘ enthält 18 Tracks. Ich habe die wöchentlichen Dial-a-Song Veröffentlichungen aufgrund von fehlender Spannung irgendwann nicht weiter verfolgt. Hier sollen nun also die Besten (O-Ton Band) der restlichen Songs versammelt sein. Was soll ich sagen? Auch wenn ich keine Gassenhauer finden konnte, Teile von ‚Phone Power‘ sind zu gut, um überhört zu werden.
Wer sich durch das Album in klassischer von vorne nach hinten hören möchte, kann die ersten vier Titel getrost überspringen. Hier klingen die Giants wie befürchtet: Sie versuchen, an ihre frühen Alben anzuknüpfen, wirken dabei aber ziellos, zahm und öde. Ich kann nicht verstehen, das sich eine Band, die live so explosiv und lebendig unterwegs ist, auf ihren Studioalben zu kraftlos zeigt. Und überhaupt, Band: auf ‚Phone Power‘ klingen They Might Be Giants nicht nach einer Fünf-Mann-Combo. Die Instrumente sind meistens merkwürdig gleichmäßig vermischt, kein Mitglied bricht aus und sorgt für Frische.
‚Say Nice Things About Detroit‘ ist ein nettes Bluesrock-Stück und liefert endlich ein bißchen mehr Groove, bevor man wieder zweimal in den Tiefschlaf gelegt wird.
Von den 11 verbleibenden Stücken sind dann aber tatsächlich neun hörenswert. Sei es das melancholische ‚Daylight‘ oder das spleenige, mit synthetischen Spielereien aufgepeppte ‚Sold My Mind To The Kremlin‘. Das ist die Art von Musik, die ich bei der Band schon lange vermisse. In diese Kategorie fällt auch ‚Impossibly New‘, ein typisches, verspieltes Flansbourgh-Stück.
Etwas experimenteller wird es dann mit ‚Got Getting Up So Down‘ und ‚What Did I Do To You?‘. Gute Rhythmen, gute Effekte, schöne Gitarren und Sprechgesänge.
Mit ‚Bills Bills Bills‘ rocken die Jungs dann auch einmal richtig los. Bestes Stück der Scheibe. Und das, obwohl es sich hier um ein Cover von Destiny Child handelt (oder gerade weil?)
Auch die alternative Version von ‚Black Ops‘, erschienen auf ‚Nanobots‘, kann sich hören lassen. Hier bekommt der Song den Drive, den er längst verdient hatte.
Zum Abschluss setzen sich die Jungs dann noch einmal fröhlich und selbstironisch mit dem Dial-a-Song Konzept auseinander. ‚I Wasn’t Listening‘ heißt das Stück. Nun, ich habe das Album gehört und bin froh darüber. Meine Ausbeute sind 11 von 18 Stücken, die in meiner Musiksammlung verweilen dürfen. Das ist in Anbetracht meiner geringer Erwartung ein sehr gutes Ergebnis und zeigt mir, das sich Beharrlichkeit eben doch hin und wieder auszahlt.

3-5

Bildschirmfoto 2016-06-05 um 11.19.52

 

 

 

 

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Unbenannt

 

 

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