La Sera – Music For Listening To Music To

18. März 2016 Matthias

Bereits im Herbst 2015 war das Album fertiggestellt, doch Katy Goodman bat damals um Geduld, weil die Plattenfirma die Scheibe erst im Frühjahr 2016 veröffentlichte wollte. Warum, darüber kann nur spekuliert werden. Ich glaube, das die Musik nicht in kalte Jahreszeit passte. Zu einem enthusiastischen Aufbruch in den Frühling inspiriert sie mich allerdings auch nicht.‚Music For Listening To Music To‘ ist anders als die Vorgängeralben, die Goodman unter ihrem Bandnamen La Sera veröffentlicht hat. Sie bewegt sich nun eindeutig Richtung Indie Folk. Vorbei die Zeiten, in denen sie mit ihrer sehr eigenen Mixtur aus punkiger Folklore mit poppiger Note für den einen oder anderen Ohrwurm sorgte.
Als Hauptgrund sehe ich dafür den stärker gewordenen Einfluß, den Todd Wisenbaker auf die Musik der Band genommen hat. Ich habe sogar den Eindruck, das er musikalisch die Führungsrolle an sich riss. Vor kurzem haben die beiden geheiratet und sehen unglaublich glücklich und drollig zusammen aus. So sehr ich mich über das junge Glück auch freue, so sehr bin ich über die neuen musikalischen Ergüsse der beiden enttäuscht. Den Stücken fehlt die Spannung und die Frische. Stellenweise würde ich sie sogar als Dudelmusik bezeichnen. Ein bißchen Gitarrengekniddel mit schnulzigem Gesang. Als besonders übles Stück ist unter anderem die Country-Einlage ‚High Notes‘ zu nennen. Selbst das Video ist merkwürdig uninspiriert und trashig gemacht. Was La Sera früher mit einfachen Mitteln für furiose Musikvideos gebastelt haben ist Welten von entfernt.
‚One True Love‘ ist ein weiteres Stück, das wie ein Fremdling auf dem Album wirkt. Gut fürs Lagerfeuer, aber nicht wert auf die Menschheit losgelassen zu werden. Und das schlimmste überhaupt: Wisenbaker singt! Bisher war das La Sera Projekt stimmlich nur durch Goodman vertreten. Und das hätte auch gerne so bleiben können. Von wegen man soll nach der Hochzeit alles teilen. Was zu viel ist, ist zuviel. Das zeigt sich auch auf ‚I Need An Angel‘: Das Stück lässt sich gut an bis der junge Mann einsetzt. Klingt schrecklich und ist es auch. Vielleicht sollte jemand seines Vertrauens ihn einmal beiseite ziehen und ihm sagen, das er nicht singen kann und er die Songs zerstört.
Ein paar Songs sind dennoch ganz stimmungsvoll geworden. Dies sind erstaunlicherweise die ruhigen Vertreter, wie ‚Shadow Of Your Love‘, ‚Take My Heart‘; und besonders ‚Little Too Late‘. Hier zeigt das große rothaarige Mädchen ihre gefühlvolle Seite und legt eine sehr disziplinierte und überzeugende Gesangleistung hin.
Ich freue mich tatsächlich sehr über Katy Goodmans privates Glück. Wenn die beiden aber diese belanglose Musik weiter perfektionieren, dann möchte ich sie einfach nur von hinten glücklich in den Sonnenuntergang reiten sehen und das Kapitel La Sera für mich schließen.
Es wäre schade.