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Various Artists: Im Rhythmus Bleiben – A Tribute To Front 242

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Drei randgefüllte CD’s voller Frust und Fremdschämen. Die Bands, die hier ihren Idolen nacheifern, machen insgesamt keinen guten Eindruck und können mit ihren Neuinterpretationen auch nicht für sich werben.

Vor ein paar Jahren coverten VNV Nationen mit „Circling Overland“ und „DSM02“ bereits zwei Stücke der Electro Pioniere aus Belgien. Zwei moderne und spannende Neuinterpretationen, die ich auch heute immer noch gerne höre. Die Vorfreude, die ich bei der Ankündigung einer Compilation von Coverversionen hatte, verflog allerdings bereits nach dem Hören der ersten paar Stücke. Von Innovationen oder Überraschungen konnte ich kaum oder nur in homöopathischen Dosen etwas erkennen, zu wenig, um die 48 Stücke in der eigenen Playlist zu halten. Besonders die Stücke aus den Front 242 Anfangstagen sind enttäuschend. Zwar halten sich die Protagonisten hier klanglich spartanisch eng an den Originalen, aber genau hier liegt auch das Problem: Die Erfinder des EBM’s hatten aus ihren damaligen bescheidenen Mitteln bereits das Optimum herausgeholt, und das eine Steigerung oder Verbesserung möglich ist, wird hier eindrucksvoll widerlegt.
Einzig Claus Larsen aka Leæther Strip, selbst ein langjähriger Star des Genres macht seine Sache gut. Aber auch seine Version von „Don’t Crash“ ruft in mir keine Jubelschreie hervor oder bietet sich gar als echte Alternative an. Ähnlich geht es mir mit Kant Kino’s ‚Lovely Day‘. Mit zusätzlichen Synthie-Akzenten schaffen es die Norweger ein wenig aus der Einheitsbrei der Innovationslosigkeit abzuheben. Dennoch bleibt auch dieser Track allenfalls Mittelmaß.
Während der Großteil der technischen Umsetzung zumindest handwerklich ordentlich gemacht wurde, bilden die gesanglichen Künste den Tiefpunkt des Ganzen. Natürlich ist Jean Luc De Meyer neben Douglas McCarthy die Stimme des klassischen EBM’s schlechthin. Aber wer sich mit einer Coverversion in dieses Haifischbecken begibt, muss sich der Kritik stellen. Diejenigen, die sich zu eng an den Belgier halten, können nur verlieren und alle anderen, die auf eine alternative Intonation setzen, klingen fast ausnahmslos leicht bis schwer neben der Spur oder einfach nur peinlich. Schade, dass sich keine weiblichen Stimmen auf der Zusammenstellung findet. Das wäre vielleicht wirklich noch eine neue Perspektive gewesen. Aber EBM ist bis heute fest in Männerhand.
Front 242 haben in ihrer mittlerweile über 33-jährigen Schaffensphase geniale Werke geschrieben und produziert. Zwar fehlten den alten Aufnahmen der Druck und die Klangbreite, aber jede remasterte Version der Originale schlägt die Summe dieser Plagiate.
Bezeichnend auch, das sich neben den bereits erwähnten Bands nur wenige andere mit einem (zumindest einigermaßen) bekannten Namen (AD:key, Plastic Noise Experience, Patenbrigade: Wolf, Machinista) getraut haben, Beiträge beizusteuern. Mit diesen drei CD’s wurde unnötigerweise genau das bewiesen, was zuvor bereits jeder wusste: Front 242 bleiben unerreicht.

Das einzige positive, das ich aus dieser Veröffentlichung mitnehme, ist das ich wieder auf einige Stücke, wie z.B. ‚Sacrifice‘ (Tyranny For You, 1989) gestoßen bin, die ich schon lange nicht mehr gehört habe. Also, raus mit den alten Aufnahmen und durchhören!

1-5

 

 

Unbenannt

 

 

 

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