Album-RezensionMusik

They Might Be Giants – Glean

v600_GLEAN_1500x1500-600x600Dial A Song‘ hieß der mittlerweile historische Musikservice, den They Might Be Giants 1983 auf einer Telefonleitung einrichteten. Wer die Brooklyner Nummer wählte, konnte sich auf dem Ansagetext ihres Anrufbeantworters einen Song der Band anhören und bei Bedarf eine Nachricht hinterlassen.Die Songs wurden regelmäßig ersetzt und der Service begründete den Ruf der Band als innovativ mit Hang zum Querdenkertum. 2012 wurde der Anrufbeantworter in seinen wohlverdienten Ruhestand geschickt und die besten Songs auf einer Compilation veröffentlicht.
Anfang 2015 entschieden sich die beiden Johns dann erneut das Konzept aufleben zu lassen: Auf dial-a-song.com erscheint seither jede Woche ein neues Stück der Band (ebenso auf ihrem youtube-Kanal Particle Man). Als Video versteht sich, gedreht von Fans und kunstschaffenden Freunden. Die Musik konnte man dann z.B. über iTunes oder der hauseigenen TMBG-App beziehen. Alles für lau, übrigens.
Für alle, die bei dieser Veröffentlichungsdichte nicht up to date bleiben oder das ganze noch einmal komprimiert anhören wollten, wurde nun also das Album ‚Glean‘ veröffentlicht. Es beinhaltet alle Songs der ersten vier Monate.
Ich habe mir die Stücke auf „Glean“ nun ein paar mal angehört und kann mich nicht wirklich für sie erwärmen. Handwerklich sind sie gut gemacht, und auch vom Instrumentarium kann man nicht viel mehr erwarten. Die ganze Bandbreite der letzten Jahrzehnte finden sich in unterschiedlichen Dosen wieder. Einzig und allein, die Melodien bleiben nicht hängen, wirken beinahe schon beliebig. Teilweise können die Kompositionen auch nicht mit den, zum großen Teil, wirklich liebevollen Videoinstallationen mithalten.
John Flansburgh windet sich stimmlich durch einige Stücke (z.B. „Music Jail, Pt 1 & 2“), das es manchmal schon weh tut. Seit den letzten Outputs der Band geht er mir damit zunehmend auf die Nerven und ich bevorzuge die Songs, die von John Linnell gesungen werden. Mögen die lyrischen Ideen auch wieder von hoher Güte sein (das internationale Echo spricht in den höchsten Tönen), so stehen für mich doch die Melodien und der spezielle Drive, den die Band immer ausgemacht hat, im Vordergrund.
Es gibt natürlich auch auf „Glean“ ein paar schöne Stücke. Für mich gehören „Erase“, „Good To Be Alive“ oder auch „All The Lazy Boyfriends“ dazu. Im Gegensatz dazu kann ich „Hate The Villanelle“ oder „I’m Coward“ nicht komplett ertragen. Der Rest ist für mich bestenfalls Mittelmaß, mit einigen Höhen, die aber nicht ausreichen, um ein Fan dieses Albums zu werden.
In meinen Augen bzw. Ohren war das letzte richtig gute Werk „The Else“ von 2007. Ich verfolge das Geschehen rund um die Band mittlerweile seit dreißig Jahren und werde dies auch weiterhin tun, der große Enthusiasmus, mit dem ich neuen Stücken entgegenfiebere, ist allerdings doch merklich abgekühlt.

md 2-5

 

tmbg.com
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