KonzertMusik

Zola Jesus 12.11.2014 Uebel & Gefährlich Hamburg

Ich höre nun seit sehr langer Zeit elektronische Musik. Schuld daran ist mein Alter. Was der Solist Black Asteroid allerdings zum Anheizen des Abends darbot, war aber auch für mich ungewöhnlich. Selten habe eine solch uninspiriertes, seelenlos zusammengeklicktes Endlosschleife gehört. Zwar kam der Bass kraftvoll rüber, aber ansonsten war dieses nicht endend wollende Stück Techno-Trance einfach nur ärgerlich. Die leere Fläche vor der Bühne zeigte mir das ich nicht allein mit dieser Meinung war. Aber auch der langweiligste Support setzt irgendwann einmal die Sonnenbrille ab und räumt dann zu seinem eigenen Glück unerkannt die Bühne, und so konnte es dann kurz nach 21.00 Uhr richtig losgehen.
Das Bühnenbild war schlicht gehalten. Lediglich eine Art großer Felsen, getreu dem Artwork des aktuellen Albums ‚Taiga‘ zierte die Mitte im Hintergrund. Dieser wurde mit allerlei Farbenspiel zum Leben erweckt und wirkte damit immer wieder neu und andersartig.
‚Taiga‘ war nicht nur der Titel der Tour und des Albums, sondern auch gleich das erste Stück des Konzerts. Nika Roza Danilova betrat die Bühne und vermochte es durch ihren Gesang sofort eine Gänsehaut zu erzeugen. Gemäß der Dramatik des Stückes wechselte die Sängerin von der klaren und ruhigen Stimmung am Anfang in das unkontrollierte Chaos, indem sie plötzlich wie ein Derwisch wild hin und her tobte, zusammenbrach, wieder aufstand, dabei wild mit ihren Haaren umherwirbelte.
Gleich danach kam die, fast schon poppige Single ‚Dangerous Days‘, was für freudiges Entzücken im Publikum sorgte. Das Uebel & Gefährlich war circa zu einem guten Dreiviertel gefüllt. Man hatte also noch Platz zum Atmen und Arme bewegen; sehr angenehm. Das Publikum hatte insgesamt einen höheren weiblichen Anteil, aber die Mehrheit waren Pärchen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Das Zola Jesus überhaupt so viele Menschen anzieht (zurecht, wie ich finde) beweist einmal mehr die fantastischen Möglichkeiten von Social Media und des Internets an sich.
Die junge Amerikanerin, die wieder dunkelhaarig unterwegs war, und trotz dezenter dunkler Kleidung und einigen Silber-Accessoires Eleganz ausstrahlte, wirkte zunächst etwa spröde und unnahbar. Zwischen den Stücken gab es wenig Worte und wenn doch, dann wurden diese im Wegdrehen gesprochen und vernuschelt. Spätestens mit dem Bad in der Menge und Tänzchen mit uns änderte sich dies allerdings. Als sie so vor uns stand war ich doch überrascht wie zierlich sie ist und das eine so kraftvolle Stimme aus einer so kleinen Person zu kommen vermag.
Unterstützt wurde Danilova von drei männlichen Kollegen. Das musikalische Line-up, das sich bei den bisherigen Zola Jesus-Werken immer wieder wechselte, bestand diesmal aus Keyboards und Computer, Tuba, so wie Drums und Percussion. Besonders der Schlagwerker war ein Wirbelwind und sorgte mit einer eindrucksvollen Darbietung für die nötige Wucht und Spannung. Der Ton war insgesamt sehr kräftig und klar definiert. Das Nika allerdings der Boss ist, bewies sie unter anderem bei ‚Nail‘. Hier stoppte sie nach ein paar, offenbar falsch gespielten Noten ihren Kollegen an der Tuba und wies ihn an, die Passage neu zu beginnen. Für eine Zeit lang dirigierte sie ihn dann sogar. Ich habe die Szene lustigerweise zufällig mitgefilmt (s.u., den schlechten Ton möge man bitte verzeihen). Die Künstlerin ist bei allem, was sie macht mit Herzblut dabei und hat sehr genaue Vorstellungen von der Umsetzung. Ich finde das sehr vorbildlich und bilde mir ein, das sie das nicht nur für den eigenen Anspruch, sondern auch für ihre Anhänger macht.
Das Werk ‚Taiga‘ stand natürlich im Mittelpunkt und wenn ich mich recht erinnere, wurden sogar alle 11 Titel des Albums gespielt. Von ‚Stridulum II‘ gab es das intensive ‚Sea Talk‘ und das herrliche ‚Night‘ und von ‚The Spoils‘ das frühe ‚Clay Bodies‘.
Mein absoluter Favorit und das Stück, mit dem ich das erste Mal auf Zola Jesus aufmerksam wurde, ‚Vessel‘ gab es dann als letztes Stück des Abends in der Zugabe und heizte noch einmal richtig ein.
Es gibt sicherlich Bands die mehr als 15 Titel live spielen, bevor sich der Vorhang senkt. Aber die stimmliche Verausgabung, die Danilova hier bot entschuldigt diesen Umstand in jedem Fall. Sie hat in den letzten Jahren hörbar an ihrer Stimme gearbeitet und auch wenn einige Gesangspassagen immer wieder auftauchen, so ist es außerordentlich was sich diese Autodidaktin erarbeitet hat.
Auf die beliebte Frage, was fehlte möchte ich dann doch noch ‚Seekir‘ antworten.
Nach dem Konzert ließ sie es sich nicht nehmen den Merchandise-Stand zu besuchen, stand Rede und Antwort und ließ sich gerne mit ihren Fans fotografieren. Sehr sympathisch und alles andere als unnahbar.

 



Schreibe einen Kommentar

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen