Album-RezensionMusik

Brody Dalle – Diploid Love

Fünf Jahre sind seit dem letzten Album ins Land gezogen. 2009 veröffentlichte Brody Dalle mit ihrer Band Spinnerette ein selbstbetiteltes Album, das einige zeitlos gute Stücke im Gepäck hatte. Besonders das groovige ‚Ghetto Love‘ oder das rockige ‚All Babes Are Wolves‘ seien hier noch einmal erwähnt. Rockig ist auch die passende Beschreibung für die Ausrichtung von ‚Diploid Love‘. Zeigte sich der Vorgänger durch einige Stilrichtungswechsel nicht ganz homogen, so gibt es nun nur eine Richtung, und die geht rockig und punkig nach vorn.
Dabei beweist die 35-jährige Australierin ein gutes Händchen für Vielfalt. Natürlich bleiben die forschen und punkig-schnellen Stücke zuerst hängen. Kein Wunder, ‚Rat Race‘, ‚Underworld‘ und besonders ‚Don’t Mess With Me‘ sind auch wirkliche Kracher.
Das Dalle aber auch in langsameren Stücken ihre ganze Kraft entfalten kann zeigt sich bei ‚Dressed In Dreams‘ genauso wie beim mit synthetischen Schlagwerk unterlegten ‚Carry On‘.
Auch das zunächst feierlich beginnende und mit violinähnlichen Synthies unterlegten ‚Parties For Prostitutes‘ bricht im Laufe seine viereinhalb Minuten wahrlich aus sich heraus und entwickelt eine unheimliche Power.
Mit ihrer guten Freundin intoniert sie ‚Meet The Foetus – Oh The Joy‘, bei dem die beiden Mädels zur Hälfte des Songs noch einmal richtig aufdrehen. Sägende Gitarren, stählernes Schlagzeug und sirenenhafter Gesang machen diesen Song zu einem Must Have.
Track Sieben erzeugt dann jedoch einen Bruch. Hier singt bzw. trällert die Sängerin und Gitarristin in hoher Stimmlage eine getragenen Piano-Nummer, die höchstens als Rausschmeißer gepasst hätte.
Dieser Song bleibt in meinen Ohren allerdings der einzige Fehltritt. Brody Dalles gesangliche Beiträge mögen sich manchmal ähneln, sie wirkt allerdings absolut souverän. Es tat ihr gut sich gegen eine Distlillers-Reunion zu entscheiden und mit ihrer Soloarbeit keine Kompromisse eingehen zu müssen. Nach der Überwindung ihrer Drogensucht und der Geburt ihrer Kinder scheint sie nun geerdet worden zu sein. und muss niemanden mehr etwas beweisen.
Wer ihr vorwirft das das Album nicht richtig punkig ist und sich klangtechnisch zu sehr anbiedern würde verkennt vielleicht das Punkrock nicht immer nur dreckig und spartanisch produziert sein muss. ‚Diploid Love‘ ist professionell und druckvoll abgemischt und enthält eine Vielzahl von synthetischen Zutaten. Natürlich wird, gerade von journalistischer Seite, von einer aufgrund ihrer launenhaften und oft schnoddrigen Art polarisierenden Person wie Brody Dalle immer Unvollbringbares erwartet, nur um anschließend auf sie einzuschlagen. Wie das Werk in einigen Medien verrissen wird hat allerdings nichts mit Objektivität sondern nur mit gekränkter Eitelkeit zu tun. Egal, viel Feind viel Ehr.
Für mich ist dieses Album ein großartig rockiges, und trotz einiger offensichtlicher musikalischer Einflüsse eigenständiges Album geworden, das mir noch lange Freude bereiten wird. 

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