KonzertMusik

They Might Be Giants 23.11.2013 Astra Kulturhaus Berlin

Ich hatte nicht mehr ernsthaft damit gerechnet die Band noch einmal in Deutschland live erleben zu können. Der letzte Besuch der Band war 1994 im Rahmen der ‚John Henry‘-Veröffentlichung und ich war nicht dabei.
Vor zwei Jahren habe ich mir dann einen ihrer (auch nicht wirklich häufigen Auftritte) in London miterlebt.
19 Jahre, 12 Alben und zwei Grammys später statteten die Amerikaner, die als eine der größten Alternative Bands überhaupt gelten, uns nun also wieder einen Besuch ab. Das ein Besuch in den nicht englischsprachigen Raum, in dem die letzten Erfolge zudem länger als zwei Dekaden her sind für eine Formation mit einem so gewaltigen Wortwitz gewagt ist war eine meiner Bedenken (Flansburgh: „We are talking to you very fast in a different language!“). Das Astra in Berlin war allerdings gut gefüllt und hat, wie ich denke, eine Größe, mit der man wirtschaftlich arbeiten kann 

Bevor es aber losgehen sollte trat als Support die Indie-Rockband Wampire aus Portland auf, die es natürlich schwer hatte, uns aber berechtigter Weise aufgrund ihres schwubbeligen psychedelischen Geschrammel und des gesanglichen Unvermögens schnell langweilte. Das Outfit und die Frisuren der gealterten Studenten (da waren die echten Siebziger modisch wesentlich besser zu ertragen) brachten dann noch ein paar zusätzliche unfreiwillige Lacher ein, aber außer einem halbwegs gelungenen Cover von Kraftwerks ‚Model‘ und einem gelangweilten Keyboarder, der während der Performance sein Handy auf Nachrichten kontrollierte, blieb nichts erwähnenswertes von Wampire zu berichten.
Pünktlich um 21.00 Uhr betraten They Might Be Giants dann die Bühne und legten gleich mit zwei schnellen Nummern (‚You’re On Fire‘ und ‚Damn‘ Good Times) los. Linnell war, wie immer, locker mit T-Shirt und Jeans bekleidet und Flansburgh, zuständig für Moderation und Belustigung, mit Hemd und Cordjacke, die er auch das gesamte Konzert tapfer weiter trug. Gitarrist Dan Miller toppte das Outfit sogar noch mit einer Beanie-Mütze.
Bereits als dritter Song brachte die Combo den bei uns bekanntesten Hit ‚Birdhouse In Your Soul‘ und brachte das Astra damit zum Kochen.
Wenn eine Band sechzehn Alben im Köcher hat die vor Ohrwurmmelodien nur so strotzen muss man sich über Langeweile keine Sorgen machen. Die einzige Frage, die man sich danach stellen müsste ist welche Songs man noch gerne zusätzlich gehört hätte.
Natürlich gab es einen Querschnitt durch das gesamte Schaffen der Bandgeschichte und auch die Live-Versionen des, meiner Meinung, eher durchschnittlichen Albums ‚Nanobots‘ waren schlichtweg mitreißend und überzeugend.

Durchzogen war das Konzert natürlich von allerlei Späßen wie z.B. über die europäischen Tourbusfahrer, dem 50-jährigen Kennedy-Attentats-„Jubiläum“, Gwyneth Paltrow (Nanobots-Stimmähnlichkeit), oder des verloren gegangenes weiblichen Mitglieds der absoluten Anfangstage.
Auch das so offensichtlich heruntergerockte Astra war Ziel Flansburgh’s Spott. Das Konzert musste nach einem Brand im Festsaal Kreuzberg hierher verschoben werden.
Der Auftritt der Sockenpuppen (The Avatars of ‚They‘) sorgten dann für einen schrulligen und mit Lachern überzogenen Auftritt. Per Webcam wurden die beiden überdimensional auf die Leinwand übertragen und trugen ‚Toddlers Highway‘ vor.
Andere Kameras zeigten Marty Bellers Schlagzeug oder auch das Publikum selbst.
Beim ‚Battle For The Planet Of The Apes‘ wurde eben dieses aufgeteilt um herauszufinden, welcher Teil lauter war (Ging zum ersten Mal in der Geschichte tatsächlich unentschieden aus).
Sehr interessant zu sehen war das das durchaus altermässig gemischte Publikum nicht nur bei den klassischen Hits wie „Don’t Let’s Start‘ oder das wundervolle ‚Fingertips‘ textsicher war, sondern auch bei den aktuellen Stücken (z.B. ‚Icky oder ‚Call You Mom) mithalten konnte. Das antrainierte Wissen wechselte sich allerdings hier doch merklich ab.

Insgesamt fuhren die Beiden mit ihrer Band ein hohes Tempo, welches erst zur zweiten und letzten Zugabe abebbte. Mit ‚Road Movie To Berlin‘ und ‚The End Of The Tour‘ landete man wieder in der Wirklichkeit (es war tatsächlich das letzte Konzert der Nananobots-Tour) und entließ die Angereisten zufrieden nach zwei Stunden Spaß in das kalte Berlin Friedrichshain und zwar nicht ohne zuvor noch persönlich ein paar Sticker zu verteilen.
Eigentlich darf ich es gar nicht erwähnen, aber die deutschen Fans könnten sich eventuell auf ein Wiedersehen freuen, denn die beiden Johns planen eine Europatournee 2015. Das klappt laut eigener Aussagen allerdings nur, wenn es niemand weitersagt. Also: ‚“Pssst“, ich will nicht schuld sein, falls es nicht klappt.
Bleibt abschließend die Frage, was gefehlt hat. Wenn ich die Wahl gehabt hätte wären ‚Ana Ng‘, ‚Particle Man‘, ‚Man, It’s So Loud in Here‘, ‚Metal Detector‘ oder ‚Clap Your Hands‘ noch nett gewesen. 

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