Polly Scattergood – Arrows
Polly Scattergoods selbstbetiteltes Debütalbum schaffte es vor mittlerweile vier Jahren leider nicht nach Deutschland. Verdient wäre es, zeigte die junge Engländerin hier bereits ihr Talent für die Vermengung von Bass und Fragilität. Mit ‚Arrows‘ kommt nun also der langerwartete Nachfolger auf den Markt und Polly Scattergood beweist erneut das sie sich im Electro Pop behaupten kann.
Ihr Gesang klingt zerbrechlich, schüchtern, in manchen Passagen beinahe feierlich. Die Texte sind nachdenklich und gefühlvoll, zum Teil auch wehklagend und leidenschaftlich. Dabei bricht die Britin stimmlich niemals aus, sondern nutzt ihre Stimme geschickt , indem sie zwischen Flüstern und hohen Lagen wechselt. Das das trotz des eingeschränkten Stimmvolumens spannend ist zeigt das sie ihre Grenzen kennt und damit geschickt umgeht.
Mir gefällt besonders das Scattergood ihre sensiblen Texte in einem dichten elektronischen Sound einwebt, der Kraft besitzt und den man auch laut unbedingt genießen kann.
Anleihen an Dancefloor und New Wave sind vorhanden und unterkühlter Sound trifft auf wohlige Refrains, die einmal mehr in den Gehörgang krabbeln. Selbst vor Gitarreneinsatz scheut die Künstlerin diesmal nicht zurück. (‚Failing‘)
Die Anleihe bei Kate Bush (‚I’ve Got A Heart‘) geht in Ordnung, da sie eher Bewunderung für ihr Vorbild ausdruckt denn nach Anbiederung klingt.
Zu den treibenden Stücken gehören ‚Disco Damage Kid‘ und das wavige ‚Subsequently Lost‘.
Das im Vorfeld veröffentlichte ‚Wanderlust‘ ist mir beinahe schon etwas zu poppig, aber dennoch schön instrumentiert.
Ich mag ihre klare Stimme und Aussprache. Bei den traurigen Passagen möchte man die kleine Person tatsächlich in den Arm nehmen und ihr sagen, das alles nicht so schlimm sei. Das zeugt von Glaubwürdigkeit. Polly Scattergood macht ihr Ding und das ist gut: Sie weiß textlich wie auch musikalisch zu überzeugen. Das einige der Songs ein paar Durchläufe brauchen um ihre Qualität zu entfalten sollte zusätzlich positiv erwähnt werden, ‚Arrows‘ ist kein Pop von der Stange und möchte entdeckt werden, macht es aber aber auch nicht so schwer das man vorzeitig abbrechen möchte.
