Album-RezensionMusik

Foetus – Soak

Wenn ich nicht noch einmal nachgesehen hätte würde ich nicht glauben das das letzte Foetus-Album ‚Hide‘ schon wieder ganze drei Jahre alt ist. Die Stücke auf ‚Soak‘ nahmen bereits während der Aufnahmen zum Vorgänger ihre Form an oder wurden direkt im Anschluss geboren. J.G. Thirlwell entwickelte die Ideen und das Konzept, das er seinerzeit als ’neo-symphonic avant-psychedelic album informed by the culture of fear‘ beschrieb,  damit weiter. Und so ist ‚Soak‘ eher ein guter Freund von ‚Hide‘ als ein Nachfolger.
Was gibt es also zu hören?
Seit vielen Jahren ist Thirlwell mit seinem Hauptprojekt Foetus nicht mehr zu kategorisieren. Ein Ein-Mann Orchester mit psychedelischen Noise-Attacken und klassischen Ausbrüchen. Also alles andere als leichte Kost. Doch eigentlich hat er es dem Hörer während seiner über 30-jährigen Karriere nie wirklich leicht gemacht. Während in den Anfangstagen zur verstörenden Kraft seiner Musik auch gerne mit aufgespießten Schweineköpfen oder halbpornografischen Coverbildern mit seiner langjährigen Begleiterin Lydia Lunch zu provozieren wusste konzentriert er sich nun auf Musik die abseits aller anderen bekannten Musikstile liegt.
Für jemanden der die Musik Thirlwells schon länger verfolgt ist der Zugang vielleicht etwas leichter zu finden, aber auch für Interessierte, für die das alles neu ist, kann es sich lohnen.
Das Album beginnt mit aus den Fugen geratene Marschmusik zu der der Meister sich in bestem Armeegesang hinzugesellt. 
Mit ‚Pratheism‘ folgt ein mächtiger Bastard aus Elektronik und massiven Chören in der Thirlwells Gesang geschickt aufgeht.
‚Alabaster‘ gibt ein wenig Zeit zum Ausruhen obwohl sich aufgrund des schrägen Sounds niemanden in Sicherheit wiegen kann.
Ich weiß nicht wieviele Coverversionen des Normal-Klassikers ‚Warm Leatherette‘ mittlerweile existieren, aber diese ist wirklich gelungen. So düster und bedrohlich habe ich diesen Song noch nie gehört. Thirlwells Stimme wird hier wie in besten 80er-Zeiten auf ‚Hole‘ oder ‚Nail‘ synthetisch tiefergelegt und bekommt damit noch mehr Tiefe. 
Bei ‚Kamikaze‘ ist dann ein Piano dran und wenn man das Stück an beiden Enden anfassen und kräftig dran ziehen könnte wäre das auch etwas für John Lennon gewesen. Sehr melodisch und trotzdem irgendwie schräg.
‚Halloween Turbulence‘ klingt genau wie es heißt und ‚La Rua Madureira‘ hört sich hauptsächlich aufgrund der französischen Sprache sehr wehmütig an, ist aber keiner meiner Favoriten.
Mit ‚Spat‘ gibt es spannenden Sprechgesang und soundtrackähnliche Orchestermusik die an Zeit des wilden Westens erinnert. Ein Pendant (oder eine Fortsetzung?) zu ‚The Ballad Of Sisyphus T. Jones‘ vom ‚Hide‘-Album.
‚Soak‘ lässt sich unmöglich nebenher hören, man muss absolute Ruhe haben um diesen Krach genießen zu können. Erst dann merkt man welch großartiger Komponist der umtriebige J.G. Thirlwell ist.

Tracklist

01. Red and Black and Gray and White
02. Pratheism
03. Alabaster
04. Warm Leatherette
05. Kamikaze
06. Halloween / Turbulence
07. La Rua Madureira
08. Danger Global Warming (JG Thirlwell remix)
09. Spat
10. Cosmetics (Secret Chiefs 3 remix)
11. Mesmerin




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