Album-RezensionMusik

Erasure – Snow Globe

Wenn Erasure in den letzten Jahren ein neues Album ankündigte musste man Böses ahnen. Das der musikalische Abstieg immer noch eine Etage tiefer gehen konnte wollte man zwar nie wahrhaben, wurde aber stets eines besseren belehrt. Der traurige Tiefpunkt war dann 2011 mit ‚Tomorrow’s World‘ erreicht, einer Platte die so fett überproduziert wurde das es billiger und innovationsloser kaum klingen konnte.
Sollte man nun also die Schaufel herausholen um das Niveau noch tiefer zu legen oder um alternativ die beiden Briten damit zu erschlagen?
Mitnichten. Da Vince Clarke und Andy Bell bei ihrem Mentor Daniel Miller scheinbar Narrenfreiheit haben sind sie 2011 bei seiner eigenen Firma Mute Artists untergekommen und wenn man sich dieses Album anhört kann man Miller nur gratulieren in guten wie in schlechten Tagen zu Erasure gestanden zu haben.
Zwar war die Idee ein Weihnachtsalbum aufzunehmen sicherlich riskant aber was konnte auf der anderen Seite noch schlimmer werden?
Außerdem handelt es sich bei ‚Snow Globe‘ nicht um die Präsentation der allseits bekannten ‚Jingle Bells‘ oder ‚Last Christmas‘ (würg). Nun gut, ‚White Christmas‘ und ‚Silent Night‘ sind tatsächlich dabei, aber ansonsten handelt es sich um eine eher exotischere Auswahl.
Sicherlich würde man hierzulande keine Weihnachtslieder mit Titeln wie ‚Blood On The Snow‘ oder ‚There’ll Be No Tomorrow‘ singen, aber da sind die Briten nun einmal eigen und deshalb mögen wir sie auch irgendwie.
Das wichtigste ist jedoch das Erasure wieder wie sie selbst klingen. Das Arrangement ist auf das wesentliche heruntergebrochen, man kann Clarkes instrumentelle Ausgestaltung wieder ohne die zuletzt unnötig aufgesetzte Bombastelektronik genießen. Soll heißen: Der klassische Erasure-Sound ist zurück. Und auch Andy Bell gibt sich wieder mehr Mühe bzw. man kann ihn überhaupt wieder hören. Schon für den Opener ‚Bells Of Love (Isabelle’s Of Love)‘ könnte ich die beiden knuddeln, ein richtiger Ohrwurm.
Genau wie ‚You Make It Wonderful‘, ein wundervoll spannendes wie eingängiges Stück. 
‚Loving Man‘ ist dagegen zwar etwas flach, aber dennoch aufgrund der klassischen Produktionsweise gut anzuhören. 
‚The Christmas Song‘ beginnt mit 8Bit Sound, eine witzige Idee. Bei ‚There’ll Be No Tomorrow‘ tobt sich mit allerlei synthetischen Spielereien der Meister an den Tasten und Reglern aus. 
Sicherlich muss man einige Abstriche machen, da es sich nicht um ein reguläres Album handelt und einige Songs tatsächlich nur zur Weihnachtszeit passen. 
Das ist aber verschmerzbar wenn Erasure versprechen den hier eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. In dem Fall würde ich sogar wieder die Schaufel wegpacken.

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