Album-RezensionMusik

Mark Stewart – Exorcism Of Envy

Für alle die sich an ‚The Politics Of Envy‘ in den letzten sieben Monaten satt gehört haben oder der Meinung waren das Stewart nun endgültig dem Mainstream frönt (schräger Gedanke) kommt das Rework des Albums genau richtig. Hier zerstört und erbaut der Brite nach bester Tradition des Dubs sein eigenes Werk.
Mark Stewart gibt seine Neufassungen nicht einfach in Auftrag sondern ist Mittelpunkt und Motor der Produktion. In seiner nunmehr 30-jährigen Karriere hat er immer wieder neue Kollaborationen geschmiedet und viele seiner Weggefährten würden sicher ohne zu überlegen jederzeit den Meister der abgedrehten und übersteuerten Sounds zur Seite springen wenn dieser nach ihnen ruft. Wie schon auf ‚Politics Of Envy‘ finden sich neben Lee Perry, Keith Levene, Youth und Nik Void, um nur einige zu nennen, mit Tessa Pollit von The Slits, Daddy G und Jesus and Mary Chains Douglas Hart weitere illustre musikalische Mitstreiter ein.
Sämtliche Stücke wurden komplett neu aufgebaut und reich an Effekten erneut zusammengesetzt. Massig verwobene Klangwände mit ordentlich Hall sind genau so zu finden wie nervenzerfetzende und drückende Effekte, wie man sie seit den Maffia-Alben nur selten zu hören bekam.
Manchmal braucht man einen Moment um sich in den jeweiligen Kosmos des so neu entstandenen Werkes hinein zu finden. Stewart vermeidet es aber glücklicherweise sich so weit von den Originalen zu entfernen das man sie nur noch vage erkennt. So bleiben die Stärken erhalten und wurden meist noch intensiviert.
Das beispielsweise Nik Voids Gesang bei ‚Stereotype‘, das hier ‚Sexorcist‘ heißt, bis auf Echos unverändert blieb gefällt mir gut. Auch ihr Einsatz bei ‚Method To The Madness‘ wurde wurde geschickt in das neue funkige Gerüst, das mich sehr an Tackhead-Zeiten und Adrian Sherwoods Schaffen aus dieser Zeit erinnert, eingefügt.
Mark Stewart selbst hat viele seiner Gesänge neu arrangiert. Wem seine charakteristischen sirenenhaften Einsätze auf ‚Politics Of Envy‘ zu selten begegneten bekommt hier nun Nachschlag. Auf ‚Want‘ und ‚Gustav Says‘ dreht der alte Haudegen richtig auf.
Die Masse an Effekten und deren hohe Intensität ist nichts für schwache Nerven, aber schließlich hat Stewart  es sich und seinen Hörern nur selten leicht gemacht.
Auf das mit Primal Screams Frontmann Bobby Gillespie eingespielte ‚Attack Dogs‘ hätte ich aber doch verzichten können, ich konnte schon ‚Autonomia‘ wegen des starken psychedelischen Einschlags nicht ertragen.
‚Killswitch‘ ist dann zum Ende noch einmal ganz große Klasse, ein so starker Wechsel zwischen leisen, eindringlichen Passagen und einem fantastisch breiten und hymnenhaft rockigen Klangteppich ist zum Schluss noch einmal ein richtiger Kracher.
Bei ‚Exorcism Of Envy‘ hat man mitunter das Gefühl das es für die Veröffentlichung auf einem anderen Planeten bestimmt war. Ich denke das dieses Album ohne ‚Politics Of Envy‘ nicht funktioniert und das es schade wäre wenn dieses wiederum ohne ‚Exorcism Of Envy‘ existieren müsste.
Mark Stewart hatte jedenfalls seinen Spaß und ich meinen auch.

Tracks:
01 – Babycino
02 – Sexorcist Feat. Factory Floor & Keith Levene
03 – Gustav Says Dub
04 – Method To The Madness Dub
05 – Codex Dub
06 – Want Version Feat. Factory Floor
07 – Mirror Wars Feat. Lee ‘Scratch’ Perry & Xacute
08 – Letter (Full Of Tears) Feat. Keith Levene
09 – Apocalypse Dub Feat. Daddy G
10 – Attack Dogs (With Primal Scream)
11 – Killswitch Feat. Kenneth Anger & Richard Hell

VÖ: 07.12..2012

Future Noise (Rough Trade)





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