Album-RezensionMusik

The Birthday Massacre – Hide And Seek

Alle Jahre wieder könnte es angesichts des Veröffentlichungsturnus der Kanadier heißen. In den letzten fünf Jahren gab es abwechselnd Longplayer oder eine (Remix-)EP zu hören. Ähnlich wie andere Konzeptbands schufen sich auch The Birthday Massacre ihre unverkennbaren Wiedererkennungswerte . Allen voran stechen die, meist mit Hoppelhäschen, in lila gehaltenen, unheilvoll anmutenden Covergestaltungen ins Auge. Musikalisch blieb sich die Band ebenfalls treu und erschuf ihr eigenes kleines Universum aus spielerischen Synths, harten Gitarren und lieblichen Gesängen, in dem es allerlei unheimliches und gefährliches entdecken ließ.
Auf dem letzten Longplayer ‚Hide And Seek‘ wurde es dann etwas vorhersehbarer und erste Befürchtungen, ob die Band um ihren verdienten Ruf fürchten muß, wurden angestellt.
Umso gespannter war ich auf ‚Hide And Seek‘. Als ich den ersten Durchlauf hinter mir hatte war ich so ernüchtert das ich kaum glauben konnte was ich da gehört hatte. Zwar waren das unverkennbar noch The Birthday Massacre, aber die Songs kamen mir allesamt zu glatt, zu zahm und im großen und Ganzen zu lahm vor. Mal abgesehen vom, bereits im Vorwege veröffentlichten ‚Down‘ (ganz großes, typisches TBM-Kino), klebten alle Songs zähflüssig wie Zuckerwatte am Stiel.
Ich habe das Album mittlerweile sehr oft gehört und nach wie vor gefallen mir ‚In ‚Cover My Eyes‘, This Moment‘, Play With Fire‘ und ‚The Long Way Home‘ nicht. So langsam und simpel, wirken sie auf mich einschläfernd und beinahe ideenlos. Vier von Zehn ist schon ziemlich bedenklich. Besonders wenn man bedenkt das die ganze Scheibe nicht einmal 30 Minuten lang ist.
Mit Songs wie ‚Alibis‘ habe ich mich als Erstes anfreunden können, da sich hier die gewohnt vertrauten Elemente am ehesten ihre Bahnen brechen. Der Song ist geschwindigkeitstechnisch auch kein Rennwagen, besticht aber durch seine eigene Dynamik und das Aufbrechen durch den Refrain.
‚Calling‘ ist symptomatisch für die scheinbar neu hereinbrechende musikalische Zeit der Band. Weniger Gitarren, mehr Synthflächen und 80er-Jahre anmutender poppiger Gesang bei eingängigem Rhythmus. Tatsächlich hätte Chibi sicherlich vor 30 Jahren ihren Weg gemacht. Wer ihr vorwirft die dünnste Stimme der derzeit mit weiblichen Gesängen ausgestatteten Gothic Bands zu besitzen sollte dabei aber nicht übersehen das sie zum einen ihre Stimme bei jedem Album hörbar auf ein höheres Level gebracht hat (früher wurde sie tatsächlich wesentlich weiter in den Hintergrund gemischt). Außerdem ist es dieser besonders unschuldig und lieblich anmutende Klang gepaart mit den düsteren Texten der den Reiz ausmacht. Mit einer anderen Frontfrau könnte sich dieses Konzept in dieser Form so nicht entfalten.
Chibi hat sich auf keinem Album in einem so großen Spektrum bewegt wie auf ‚Hide And Seek‘. Zwischen Growls und beschwörenden, sanften Tönen und rockigen Ausbrüchen (‚Need‘, irgendwie Retro und doch dann doch nicht). Lediglich beim rockigen ‚One Promise‘ zeigen sich leichte Defizite, was aber aufgrund der mitreißenden Songs zweitrangig ist.
Insgesamt bewegen sich TBM mit diesem Album eher auf die Radiotauglichkeit (wobei ich nicht sicher bin was heutzutage tatsächlich im Radio läuft) zu. Den Spagat zwischen vorsichtigem Kommerz und den Erwartungen der Fans, die treu seit ‚Violet‘ an ihrer Seite stehen zu schaffen ist schwierig und wird sicherlich nicht ohne Verluste zu bewerkstelligen sein. Live sind TBM ja immer noch eine Nummer besser und auch ein paar Remixe werden sicherlich erscheinen. 
‚Hide And Seek‘ ist trotz viel Wohlwollen dennoch das bisher schwächste Album der Band. Ab und zu mal nach Debbi Gibson klingen ist ok und gegen gute Melodien mit 80er-Touch habe ich natürlich auch nichts, aber etwas geheimnisvoll und morbide muss es bleiben, sonst muss das ‚Massacre‘ aus dem Name gestrichen werden.


01. Leaving Tonight
02. Down
03. Play With Fire
04. Need
05. Calling
06. Alibis
07. One Promise
08. In This Moment
09. Cover My Eyes
10. The Long Way Home


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