Album-RezensionMusik

Amanda Palmer & The Grand Theft Orchestra – Theatre Is Evil

Mit Brian Viglione bildete als die fantastischen Dresden Dolls, sie bestach mit ihrem Soloalbum ‚Who Killed Amanda Palmer‘, schlüpfte auf skurrile wie lustige Weise mit Jason Webley in die Evelyn Evelyn-Kostüme. Doch zum ersten Mal schart die New Yorker Performance-Künstlerin nun eine Band um sich. Mit dieser hat sie ein Album produziert dessen Kosten unabhängig vom Vorschuss einer Plattenfirma gedeckt waren.
Über die Projektfinanzierungsplattform von Kickstarter schaffte sie es was zuvor noch kein Künstler in dieser Dimension erreicht hat. Ihre Fans spendeten beinahe 1,2 Mio. US-Dollar und ermöglichten ihr die künstlerische Freiheit zur Finanzierung des Album-Produktion und der Umsetzung ihrer damit eingehenden extravaganten Show. Für bereits einen Dollar konnte man das Album herunterladen, für fünf Dollar bekam man bereits einige Extrastücke und die Artwork als Datei. 
Die Staffelung für die Höhe des Unterstützungsbeitrages reichte bis 10.000 Dollar, für die die Band sogar privat beim Supporter aufgetreten wäre. 
Über den Erfolg des ‚One Million Dollar Baby‘ ist viel geschrieben worden, so das ich mir weitere Worte darüber an dieser Stelle spare. Sehr lesenswert sind aber, für alle die nicht suchen möchten, die Interviews in der taz, sowie auf Zeit Online.
Um einen solchen Vertrauensvorschuss zu bekommen bedarf es sicherlich zum eines besonderen künstlerischen Talents, zum anderen muss man sich auch intensiv um seiner Fans bemühen und mit ihnen kommunizieren. Ersteres hat Palmer unbestritten, letzteres tat sie in den letzten Monaten so hingebungsvoll das man glaube mochte das ihr Tag länger als der normaler Menschen sein müsste.
Doch hat sich diese aufopferungsvolle Mühe und das in sie gesetzte Vertrauen gelohnt?
Ich liebe die Art wie Amanda Palmer ihre eindringlichen und ebenso gefühl- wie kraftvollen Lieder mit doch meist spartanischen musikalischen Mitteln umsetzt. Das war bei ihrer Umsetzung der Radiohead-Songs nur mittels Ukulele, ihre Performance als Evelyn Evelyn, sowie die letzten Live-Veröffentlichungen mit ihrem Mann Neil Gaiman der Fall. Die Dresden Dolls schufen allein durch den Einsatz von Schlagzeug und Klavier Melodien für die Ewigkeit und ihre Kollaboration mit verschiedenen Künstlern auf der Down Under-Scheibe bestachen ebenfalls unter anderem durch den Einsatz überschaubarer musikalischer Instrumente.
Nach dem ersten Hören von ‚Theatre Is Evil‘ ist mir klar geworden das ich mich eindeutig als AFP-Purist outen muss. Da die Herren des Grand Theft Orchestras etwas zu tun haben sollen hört man die Palmer erstmals mit vollen Rockmusikeinsatz und das ist gewöhnungsbedürftig. 
Der Einsatz der Instrumente ist massiv, das zeigte sich bereits bei den Vorveröffentlichungen ‚Do It With A Rockstar‘ und ‚Want It Back‘, die ich zugleich die für die überflüssigsten Lieder der CD halte. Zu plakativ, zu sehr Kinderparty für Erwachsene.
Die Palmer ist kein Rockstar, ihre Stärke ist der Punk im Cabaret-Gewand. Zum Glück finden sich aber genügend Stücke die AFP-typischer sind. So sind Songs wie ‚Smile‘ oder ‚Lost‘ trotz zum Teil glamrockmäßiger Begleitung klare Dresden Dolls Stücke, die sich nur in einem ungewohnten, aber doch passenden, weil dünnerem Gewand zeigen.
‚Trout Heart Replica‘ und ‚Berlin‘ hätten so auch auf ‚Who Killed Amanda Palmer‘ erscheinen können und mit  ‚The Bed Song‘ wird nun auch endlich der so lange live erprobte Song veröffentlicht, der für mich zu den Top 5 der Palmer gehört. So schrecklich traurig und gleichzeitg schön.
Ein weiteres Highlight ist ‚Bottomfeeder‘ mit seinem federnden Sound und den hawaiianischen Gitarrenklängen.
Zum Glück hat die Amerikanerin nichts von ihrer Fähigkeit dramatisch schöne Lieder und Texte zu komponieren eingebüßt und die Qualität die sie über die Länge von 15 Songs erreicht benötigen andere sicherlich ein ganzes Musikerleben.
Darüber hinaus ist es wieder einmal erstaunlich wie sie es erneut schafft ihre Anhängerschaft zu überraschen.
Auch wenn es für meinen Geschmack hier und da etwas viel Instrumente sind und die Stimme einige elektronische Verstärkungen oder Verfremdungen nicht gebraucht hätte so bin ich definitiv froh das ich als Supporter in einem bescheidenen Rahmen dazu beitragen durfte das ‚Theatre Is Evil‘ unabhängig von der Plattenindustrie enstehen konnte.
Bleibt Frau Palmer nun zu wünschen das durch den Verkauf finanziell auch endlich einmal etwas hängen bleibt.

http://www.amandapalmer.net/
https://twitter.com/amandapalmer

 
Want It Back-Video (not safe for work!)
Das Video zu ‚The Killing Type‘ bei tape.tv: http://www.tape.tv/vid/340531

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