Album-RezensionMusik

Foxy Shazam – The Church Of Rock And Roll

Ich mochte die Musik der Siebziger Jahre noch nie. Selbst als wir uns noch in den Siebziger Jahren befanden waren mir die Glamrockbands mit ihren Zottelimage und ihrer Theatralik ein Graus.
Umso bemerkenswerter ist die Tatsache das ich hier absolut freiwillig und aus eigenem Antrieb eine Rezession über eine Musikgruppe verfasse die eben diesen Geist verkörpert und dessen Stücke vielleicht authentischer sind als die Musik der Siebziger Jahre selbst. Wie kann das sein?
Zunächst einmal scheinen sich die Protagonisten der sechsköpfigen  Band aus Cincinnati nicht so bierernst zu nehmen und zeigen bereits mit ihren Outfits und Frisuren ihren skurrilen Sinn für Humor. Im Grunde genommen haben Foxy Shazan etwas von Sacha Baron Cohens Kultfigur Borat: Überzeichnete Charaktere in schrillen Kostümen, die sich für keine optische Geschmacklosigkeit zu schade sind. Entscheidend ist allerdings das hier offenbar absolute Nerds am Werke sind, deren künstlerische, sprich  musikalische Qualität als absolut herausragend bezeichnen muss.
Wenn man sich ‚The Church Of Rock’n’Roll‘ anhört wird man zwangsläufig immer an Slade, Queen oder auch Meat Loaf erinnert. Bands, um die ich, wie bereits erwähnt und um es ganz vorsichtig auszudrücken, immer einen ausreichend großen Bogen gemacht habe.
Bombastrock voller Inbrunst und an Rockopern erinnernde Herz-Schmerzhymnen wechseln sich gekonnt ab und man hat das Gefühl das Fredi Kupfer gleich um die Ecke biegt um mit einzustimmen. Tatsächlich hat Eric Sean Nelly die perfekt Stimme für diese Art von Musik, er zelebriert gewissermaßen die untergegangene Hippie-Rock-Musikkultur und intoniert stimmgewaltig, kreischend und leidenschaftlich, ist aber zudem auch fähig den ruhigeren Stücken genau die Intensität zu geben die nötig ist.
Bereits mit dem Opener ‚Welcome To The Church Of Rock’n’Roll‘ geht das Sextett in die Vollen und ballert dem Hörer einen Rocksong um die Ohren, den, wenn er vor ca. 35 Jahren erschienen wäre, heute jedes Kind kennen würde. Nun handelt es sich zweifellos in erster Linie um das Abkupfern von Sounds, die bereits Musikgeschichte geschrieben haben; ob die Jungs selbst in der Lage gewesen wären diesen Klang zu erfinden ist reine Spekulation. In jedem Fall hauchen sie mithilfe der brillanten Umsetzung dem Glamrock  neues Leben ein und erschaffen mit Songs wie ‚Holy Touch‘, ‚Last Chance At Love‘ oder ‚I Wanna Be Yours‘ hartnäckige Ohrwürmer. Und trotz oder vielleicht gerade wegen der ironischen Auslegung der Texte funktioniert das schmalzige ‚Forever Together‘ oder das vor Pathos triefende ‚Freedom‘, das jedem Gospelchor Tränen in die Augen treiben sollte.
Für die Singleauskoppelung hat sich die Combo das sarkastische und dreckige ‚I Like It‘ ausgesucht, in dem Nelly seine Leidenschaft für ausladene Hinterteile besingt.
Die schräge Truppe aus den Staaten hinterlässt mit diesem Coveralbum ohne Cover gute Laune und stellt damit unter Beweis das man in der Musikbranche Humor nicht mit Lächerlichkeit oder Quatsch gleichsetzen muss, sondern das auch hohe musikalische Handwerkskunst Spass verbreiten kann.

http://foxyshazam.com/
http://www.discogs.com/Foxy-Shazam-The-Church-Of-Rock-And-Roll/release/3372598

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