Album-RezensionMusik

Girl In A Coma – Exits And All The Rest

Als sich die Freundinnen Phanie Diaz und Jenn Alva nach einer Sängerin für ihre Band suchten fanden Sie diese überraschenderweise in Phanies kleiner Schwester Nina. Diese fragte die Beiden nach ihrer Meinung zu ein paar selbst geschriebenen Songs. Zu diesem Zeitpunkt (2001) war Nina erst 13 Jahre alt. Sowohl ihre Kompositionen als auch ihre kraftvolle und hypnotisierende Stimme überzeugte die Freundinnen sofort und San Antonio war um eine Band reicher. Das Trio baute sich eine lokale Fangemeinde auf, indem sie in Punk Rock Clubs, Schul-Talentshows und Geburtstagen auftraten.
2006 wurde dann ein Traum war. Im Rahmen einer TV Show für unbekannte Bands spielte die Band bei ihrem Idol Joan Jett vor, welche so begeistert war das sie die Latinas unter Vertrag auf ihrem Label Blackheart Records nahm. Das Debüt ‚Both Before I’m Gone‘ erschien 2007 und die Single ‚Clumsy Sky‘ erhielt den Independent Music Award. Im selben Jahr traten die Mädels als Vorband bei ihrem Namensgeber Morrissey. Weitere namenhafte Künstler nahmen sie fortan mit auf Tour, darunter Tegan And Sara, The Pogues und Amanda Palmer.
2009 erschien dann das Folgealbum ‚Trio B.C.‘, welches eine ungemein erfrischende Mischung aus Rockabilly, 90s-Alternatives, Oldies und Indie-Punkrock in sich vereinte. Besonders interessant machten Stücke die ungewöhnlichen Wendungen. Die Menge frischer Ideen hätten andere Bands wahrscheinlich auf mehrere Alben verwurstet. 2010 fassten Girl In A Coma dann ihre Singles mit Coverversionen zum Album ‚Adventures In Coverland‘ zusammen und ließen Songs von Selena über Joy Division bis Velvet Underground im neuen Gewand erstrahlen. Ebenfalls 2010 machten sie beim Woodstockfestival in Polen ihren ersten Auftritt in Europa.

Auf ‚Exits And All The Rest‘ hat das Songwriting der drei das nächste Level erreicht. ‚Cemetery Baby‘ und ‚Mother’s Lullaby‘ beginnen ruhig und entspannt und steigern sich zu starken und mitreißenden Postpunk-Rocksongs im Midtempo. Auch für Rockabilly-Ausflüge wird mit ‚One Eyed Fool‘ gesorgt.
Mit ‚Control‘ wird eine hymnische Rocknummer mit operettenhaften Ansatz dargeboten, in deren Verlauf Nina ihre Stimme zur singenden Säge abhebt, was spätestens beim zweiten Mal dann doch eine Nuance so hoch ist und sich leicht die Nackenhaare aufstellen. Ansonsten aber ist der Gesang der jungen Dame über jeden Zweifel erhaben. Die stärksten Momente ergeben sich bei Songs die plötzlich explodieren und sich das ruhige Fahrwasser unvermittelt in einen Orkan verwandelt. ‚Adjust‘ und ‚Knocking At Your Door‘ sind zwei solcher Stücke. Phanies präzises und kraftvolles Schlagzeugspiel sorgt hier für die nötige Durchschlagskraft. Das dreckige und ruppige Gitarrenspiel bei ‚Hope‘ erinnert mich dann wieder an die späten Pixies-Zeiten á la ‚Trompe Le Monde‘.
Große Ausnahme des Album ist ‚Smart‘, ein Stück im 80er-Indiestil gehalten und damit auch das poppigste der Scheibe. Für mich zu zahm und glatt, wurde es zu meiner Verwunderung allerdings als Single auserkoren. Wer sich daraufhin die CD kaufen sollte dürfte sich wundern.
Der Erwerb des Bonus-Tracks ‚Hotel‘ ist ebenfalls sehr zu empfehlen; eine dunkle Nummer die nur aus heftig gespielter, stromloser Gitarre und Gesang besteht.
Das es immer wieder neue Spielarten bei der Kombination aus Schlagzeug, Gitarre und Bass geben kann ist enorm und das Texas-Trio mit den mexikanischen Wurzeln (leider fehlt auf diesem Album ein spanischer Beitrag) hinterlässt mit ihrem unvergleichlichen Mix aus Punkrock, Rock’n’Roll der verschiedensten Epochen mit der gewissen Prise Pop und Shoegaze einen bleibenden Eindruck.
Nochmal vielen Dank, Joan Jett, für diese Entdeckung!

Tracklist:
01 – Adjust
02 – One Eyed Fool
03 – Smart
04 – She Had A Plan
05 – So
06 – Cemetery Baby
07 – Knocking At Your Door
08 – Hope
09 – Control
10 – Sly
11 – Mother’s Lulluby

Bonus Track: Hotel

http://www.girlinacoma.com/

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