Album-RezensionMusik

KMFDM – WTF?!

Seit 1984 machen existieren KMFDM und sind die Pioniere, wenn nicht gar die Erfinder des Industrial-Rocks. Mit ihren zahlreichen Veröffentlichungen, deren Titel zumeist aus 5 Buchstaben (Opium,UAIOE,Angst,Nihil,Xtort,WWIII,usw.) und immer dem gleichen martialischen Artwork des New Yorker Künstlers Brute machen sie sich mit über das Establishment her. Sie kritisieren alles und jeden, inklusive sich selbst (‚KMFDM sucks!‘), um gleich anschließend wieder klar zum machen, das sie doch die Größten sind (‚KMFDM will never stop!‘). Ihre klaren plakativen Botschaften (‚We don’t give a shit- and the kids just love it!‘) bringen ihnen seitdem, vor allen in den Staaten, in die sie Ende der Achtziger von Hamburg aus verschwanden, riesigen Erfolg ein. Nach dem Schulmassaker in Littleton waren sie beschuldigt, wie Marilyn Manson, einer der geistigen Brandstifter für die Tat zu sein. Allerdings zeigt sich durch diese wirre Argumentation schnell, das die Amerikaner gerne den Sündenbock niemals bei sich selbst und ihren Umgang miteinander suchen, und die Beschuldigten zu den wenigen wirklichen Intellektuellen in der künstlich angeheizten Diskussion gehören. Nach verschiedenen Wechseln im Line-up und den endgültigen Bruch der Hauptpersonen En Esch und Günter Schulz (jetzt Slick Idiot) beschließt Mastermind Sascha Konietzko (Käpt’n ‚K‘) die Band aufzulösen (‚Adios‘) um kurz danach als MDFMK wieder auf der Bildfläche zu erscheinen. Das das relativ albern war, mußte wohl auch der ‚Father of Industrial Rock‘ einsehen, und so erschien 2002 ‚Attak‘ unter dem bisherigen Namen. Mit Lucia Cifarelli erhält die Band nun erstmals eine feste Sängerin, die der Captain sogar ehelichte. 2005 kehrt der Käpt’n dann nach Hamburg zurück, wo er seine KommandoZentrale einrichtete, um von hieraus den Ultra Heavy Beat zu verbreiten.

Nach dem Remixalbum ‚Krieg‘ und dem Best Of-Doppelalbum ‚Greatest Shit/ Wurst‘ nun wieder ein reguläres Studioalbum unserer Teilzeitrevoluzzer mit der großen Klappe. Wie die Vorabsingle ‚Krank‘ schon andeutete gibt sich Sascha Konietzko wieder etwas elektronischer und zieht die Gitarrenwände etwas nach hinten oder verwebt sie nach Aufbau des Spannungsbogens später einsetzend geschickt in das Elektrogeflecht. Neben dem bereits erwähnten ‚Krank‘ findet sich mit ‚Rebels In Kontrol‘ ein weiteres zuvor veröffentlichtes Stück auf ‚WTF?!‘. Dieses war zum Zeitpunkt der Verhaftung des Wikileaks-Gründers Juilan Assange mit einer weit beachteten Kampagne von der Band für eine kurze Zeit als freier Download verfügbar gemacht worden.
Wenn man von KMFDM-Alben der letzten Jahre spricht dann gibt es wiederkehrende Muster. So gibt es zum einen den Song in einer bisher nicht verwendeten Fremdsprache, welcher hier mit ‚Panzerfaust‘ in Italienisch zum Besten gegeben wird und ebenfalls wie auch schon ‚Davai‘ auf dem Album ‚Blitz‘ zu den eher unangenehmen und sperrigen Stücken gehört. Das Konietzko dazu das Wort ‚Panzerfaust‘ auch noch mit italienischem Dialekt ausspricht entbehrt zudem nicht einer ungewollten Komik. Bei der Auswahl der obligatorischen Coverversion beweist der Käpt’n mehr Kreativität. Mit seiner Adaption des englischen Traditional ‚Who Killed Cock Robin‘ (hier mit ‚Death & Burial Of C.R‘ betitelt) findet sich das seit langer Zeit skurrilste und ungewöhnlichste Stück auf einer Scheibe der Industrialrocker.
Zudem finden sich einige illustre Gäste auf ‚WTF?!‘: Die Poprock-Sängerin Free Dominguez, die auch schon zu Gast bei Conjure One war unterstützt Lucia Cifarelli gesanglich beim groovigen ‚Take It Like A Man‘. Legion Within’s Frontmann William Wilson singt das düstere und packende ‚Spectre‘, Koichi Fukuda (Static-X) sorgt in ‚Come On – Go Off‘ für etwas (wenn auch etwas überflüssiges) Gitarrengekniedel und Sebastian Komor legt seine Hände an die Regler von ‚Amnesia‘.
Die Band liefert mit ‚WTF?!‘ ein weiteres rockiges Album ab, das gerade durch die ruhigere Gangart und die elektronischere Ausrichtung besonders intensiv klingt. Also keine Grund aufgrund des nicht befolgten Schlachtrufes ‚Nothing new it’s the same old shit-KMFDM‘ eingeschnappt zu sein.

Fazit:
Ein rockiges Album, das gerade durch die ruhigere Gangart und die elektronischere Ausrichtung besonders intensiv klingt.

Tracks:
01. Krank (5:10)
02. Come On – Go Off (4:17)
03. Rebels In Kontrol (4:44)
04. Lynchmob (4:52)
05. Take It Like A Man (3:47)
06. Viva La Mort! (4:06)
07. Dystopia (4:56)
08. Panzerfaust (4:09)
09. Spectre (4:09)
10. Amnesia (5:03)
11. Death & Burial Of C. R. (5:20)

http://www.kmfdm.net
http://www.discogs.com/KMFDM-WTF/release/2849620

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