Album-RezensionMusik

Project Pitchfork – Continuum Ride

Die Hamburger Band um Mastermind Peter Spilles hat sich seit ihrer Gründung im Jahre 1989 einen Stellenwert in der schwarzen Electroszene erarbeitet, den nur die wenigsten Bands erreichten. Im Laufe dieser zwei Dekaden definierten sie ihre musikalische Ausrichtung immer wieder neu und auch das Personalkarussell drehte sich heftig. Für eine Indieband, zu denen man sie weiterhin zweifellos zählen kann, sind sie auch kommerziell erfolgreich. So stieg beinahe jedes Album in die Charts ein und zweimal wurden sie sogar für den Echo nominiert. Project Pitchfork produzierte unter anderem mit ‚IO‘ und ‚Alpha Omega‘ Werke die in keiner ordentlichen Electrosammlung fehlen sollte. Die 2000er Jahre gestalteten sich für die Band zunächst etwas schwerer, dennoch ist die Hamburger Formation praktisch die populärste deutsche Band ihres Genre.
Für eine ausführliche Beschreibung der Band ist der Beitrag auf Wikipedia zu empfehlen.

Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, das die Jungs noch einmal die Kurve kriegen. Nach dem eher durchwachsenen Alben ‚Inferno‘, ‚Kaskade‘ und ‚Wonderland/One Million Faces‘ lag für mich die Auflösung bzw. das Verschwinden in die Belanglosigkeit näher als ein erneutes Anknüpfen an alte Stärken. Doch was sich bereits mit dem Vorgängeralbum von 2009 ‚Dream, Tiresias! ‚ zart ankündigte, wird mit ‚Continuum Ride‘ gnadenlos veredelt. Vollflächige Synthies und schaffen eine Atmosphäre, die man seit Jahren bei den Pitchies vermisste. Das Grundgerüst bilden saftige Rhythmen, schlagzeugähnliche, satte Beats. Bereits der Opener ‚Way Of The World‘ gleitet majestätisch erhaben voraus und Peter Spilles justiert seine Stimme auf rostigen Tiefgang, die exzellent die Stücke intensiviert. Continuum Ride ist tatsächlich der Ritt, der die Stärken der älteren Werke fortsetzt und mit der gekonnten und frischen elektronischen Umsetzung keine Füller fabriziert. Die meisten Stücke der Scheibe marschieren geradezu voraus und wirken trotzdem alles andere als monoton oder simpel. Eingängige Loops bestimmen Stücke wie ‚Beholder‘ oder biegen die Stimmungsbogen gefährlich weit um dann hochkarätig aufzubrechen (‚Full Contact‘). Erfreulich auch das Mastermind Spilles sich textlich nicht mehr so verrenkt, sondern sich nicht scheut einfach auch mal ein paar ‚Reim Dich oder ich fress Dich‘ – Zeilen einbaut (‚We’re here to stay – you’re killing us go away, shut your lie-hole and look around – your life is and was a hell sound‘ in ‚Stacked Vision). Das macht sympathisch und bricht das meist hochtrabende Umweltgewäsch vergangener Scheiben etwas auf. Diese finden auf ‚Continuum Ride‘ nun, wenn überhaupt, subtiler statt, was dem Gesamteindruck in jedem Fall zugute kommt. Hier muss man auch soundmäßig nicht dreimal um die Ecke hören und trotzdem ist die Musik vielschichtig genug, um auch noch nach häufigen Hören Gefallen zu finden. So kann es weitergehen.


http://www.project-pitchfork.eu/
http://www.discogs.com/Project-Pitchfork-Continuum-Ride/master/263708

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