Album-RezensionMusik

Emilie Simon – The Big Machine

2003 erschien das selbstbetitelte Album der Französin, das sie bereits mit einigen Fernsehauftritten und Live-shows bewarb. Für zwei Songs (Désert und Flowers) wurden Musikvideos produziert und das Album wurde in ihrem Heimatland zum Erfolg. Im Jahr 2006 erschien in Frankreich das Album ‚Végétal‘ und auf dem US-Markt ‚The Flower Book‘, für das sie unter anderem einige ihrer bisherigen Songs ins englische tranformierte. Mit ‚The March Of The Empress‘ veröffentlichte sie bereits 2007 ihr zweites Album in den USA. Das Album enstand in der Zeit, in der sie auch den Soundtrack zum Film ‚March Of The Penguins‘ schrieb (wofür sie als besten Soundtrack den ‚Victoire de la musique‘ bekam und beinahe auch den César Award gewann)  und handelt im direkten Sinne von Kälte und dem Polarkreis. Ebenfalls 2007 veröffentlichte die umtriebige Künstlerin ihr Live Album- und DVD ‚L’Olympia‘. Im Laufe der Zeit setzte Emilie Simon, wenn auch zaghaft, Gitarrenklänge in die bisher rein elektronische Musik ein und öffnete sich vorsichtig in Richtung Rock. Trotzdem blieb sie bei ihrem träumerischen und zarten Gesang, den sie erst mit dem 2009er Album ‚The Big Machine‘ modifizierte.

Manege frei für Emilie Simon!
Wenn Kate Bush eine musikalische Schwester hat, dann ist es diese Französin, die mit ‚The Big Machine‘ ihr erstes englischsprachiges Album für den heimischen Kontinent herausbringt.
Verspielt, von dieser Welt entrückt, träumerisch und zauberhaft zart waren bisher die Synonyme für ihre Musik. Das träumerische und zarte können wir bei ‚The Big Machine‘ weitgehend streichen, denn jetzt wird gleich doppelt geklotzt.
Die Synthies röhren, sind glänzend produziert und verlangen die ganze Aufmerksamkeit. Simons Stimme entfaltet sich in nie gekannter (Laut) Stärke und Tonhöhen. Sie wirbeln komplexe Melodienstränge, die man sonst nur von Kate Bush kannte und sofort Spaß machen.
Auch wenn Sie die Anspielung an Bush mit ‚Nothing To Do‘ vielleicht etwas übertreibt, entgeht sie ansonsten dem Plagiatvorwurf insofern, als das ihre Melodien einfach unheimlich frisch und neu klingen. Das liegt natürlich an der zeitgemäßen Instrumentarisierung. Da fiept und wummert es bei ‚Chinatown‘ oder marschiert bei ‚The Devil At My Door‘ auf und ab. Besonders ungewöhnlich ist die Swingnummer ‚Rocket To The Moon‘, die den Hörer für die ersten Sekunden mehrere Jahrzehnte zurückversetzt, bis die Künstlerin das Steuer mit ihrer einmaligen Stimme das Ruder herumreißt und eine tolle Varieté-Nummer daraus macht. Große Gefühle auch bei ‚Fools Like Us‘, das auch französische Strophen beinhaltet. Das Album schließt mit einer luftigen Disconummer ‚The Way I See You‘ und ‚This Is Your World‘, das mit Salsaklängen aufwartet, nach 12 Songs. Macht aber nichts, es gibt ja den Repeat-Knopf. Dieser sei auch den Fans der bisherigen Alben ans Herz gelegt, die sich mit der musikalischen Weiterentwicklung etwas schwer tun. Das Album ist es wert.
Fazit: Zirkus und Varieté liegen in der Luft, wenn Emilie Simon ihre Stimme kräftig aber dennoch verspielt in bisher ungeahnte Höhen zu messerscharf auf den Punkt produzierten Sythies schraubt.

Wertung: 5/5


http://www.emiliesimonmusic.com/

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