Handsome Furs 15.04.2009 Molotow Hamburg
Das man es im Molotow nicht so genau mit der Uhrzeit nimmt ist angesichts des entspannten und angenehm gemischten Publikums und der zahlreichen bequemen Sitzmöbeln kein Problem und so stört sich auch niemand daran, das die Vorgruppe ‘Dag För Dag’ knapp 50 Minuten später als vorgesehen die Bühne betritt. Der Abend der Rockpärchen konnte also beginnen.
Ebenso wie Alexei Perry und Dan Boeckner sind auch die beiden in Schweden lebenden Amerikaner Sarah & Jacob Snavely verheiratet. ‘Dag För Dag’ warten mit einer sehnsüchtig klingenden Gitarre, einem satten Schlagzeug (wozu sich die beiden für die Tour einen schwedischen Kollegen dazu holten) und dem angenehmen warmen Gesang Sarahs auf, der mich hin und wieder an Anna Domino erinnert. Träumerische Melodien treffen auf rockigen Beat. Die Melodien gehen nicht unbedingt gleich ins Ohr, erscheinen aber sehr harmonisch und ansprechend. Die Outfits der Beiden sind da eher etwas unterschiedlich. Während sie in einem gold-schwarz geringelten Kleid glitzert und einen Traumfänger mit Glockenspiel an Mikro gebunden hat, strahlt er mehr den bodenständigen Holzfällerlook aus. Knappe 30 Minuten geben die Beiden ihre Stücke zum Besten und das Publikum scheint recht angetan. Da stört es auch niemanden, das Mikro und Monitorbox durch die etwas ungelenken Bewegungen der Protagonisten zweimal umkippen. Schließlich ist hier alles rustikal und der Großteil des Equipments steht auf Jever-Kästen.
Umbau: ‘Dag För Dag’ bauen ab, die ‘Handsome Furs’ helfen mit und bauen parallel schon einmal auf und führen einen kurzen Soundcheck durch. Dann wird der Spannungsbogen noch ein bisschen angehoben, sprich man durfte noch etwas warten.
Dann aber betreten die beiden gutgelaunten Amerikaner die Bühne, die bereits vor Beginn des Konzerts noch entspannt an einem der Tresen verweilten, die Bühne und auf einen Schlag ist der Zuschauerraum bis zum Bühnenrand gefüllt und der Diskretionsabstand, der bei ‘Dag För Dag’ noch bestand, aufgehoben.
Alexei Perry steht, wippt und hüpft barfuß hinter Drumcomputer und Keyboard in einem schulterfreien weißem Kleid und einem monstermäßig großen Halskettenanhänger auf und ab, so das man Angst haben mußte, das sie sich damit erschlägt oder erwürgt. Dan Boeckler wählte vorausschauend ein ärmelloses Hemd. Es sollte noch warm für ihn werden. Zwar haben die beiden erst zwei reguläre Alben veröffentlicht, trotzdem gibt es aber keinen Mangel an mitreissenden Songs. Dan geht voll in den Stücken auf, schreit, jault und wimmert, während er wie selbstverständlich nebenbei die Gitarre quält. Natürlich ist ‘I’m Confused’, das ziemlich zum Anfang kommt, nicht zuletzt aufgrund des herausragenden Musikvideos der absolute Bringer, aber auch die anderen Songs stehen nicht zurück und lassen die Zuhörer nicht still stehen. Da ich selbst die ‘Handsome Furs’ erst vor einigen Wochen entdeckt habe, sind mir die Stücke noch nicht alle sofort geläufig, bin aber auch vom Enthusiasmus der Beiden begeistert.
Zwar hat es Dan absolut nicht nötig, sich bei den Angereisten anzubiedern. Dennoch wollte er seine Deutschkenntnisse nicht für sich behalten, und so bezeichnet er seine Frau als sein “Liebschn fur immer”, zaghaft nachfragend, ob dies denn auch richtig so richtig ausgesprochen sei. Tja, was soll man machen, er ist einfach sympathisch.
Nach etwa 40 Minuten gehen die Handsome Furs von der Bühne um anschließend noch zwei Stücke als Zugabe zu geben. Zwar ist die Stromgitarre das einzige wirkliche Instrument, dennoch ist die Musik der Handsome Furs purer Rock! Boeckler und Perry haben alles gegeben und ich glaube, wir werden noch einiges von Ihnen sehen.
Im letzten Jahr waren wohl nur ca. 20 Leute bei ihrem Hamburger Konzert, diesmal war schon einmal das Molotow ziemlich voll, was, wenn die Karriere der Beiden weiter wie bisher verläuft, beim nächsten Besuch wohl nicht mehr reichen wird.
